Larry Porter Trio | 05.04.2002

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Der Mann, der seinerzeit den Bösendorfer Flügel im Neuburger Birdland einweihte, macht ihm zehn Jahre und jede Menge Topstars später alle Ehre. Die 62ste Folge der Art of Piano-Reihe bot die Gelegenheit, ein ganzes Stück weit zu begutachten, wie die Zukunft des altehrwürdigen Pianotrios klingen könnte.

Nicht dass die drei sich völlig von der Tradition lösen würden zugunsten dessen, was seltsamerweise immer noch alle Welt als Schreckgespenst am Horizont auftauchen sieht, wenn von Jazz die Rede ist: Kein Free-Jazz! Wohl aber jede Menge Freiheit, die Tradition auszuloten auf ihre Tauglichkeit für Gegenwart und Zukunft in einem aufregend aktiven Interplay, das die Räume nutzt, die sich durch spontane Kommunikation erschließen lassen. Allgegenwärtiger Pate ist das Bebop-Genie Thelonious Monk, jener sperrige und kauzige Innovator des Klavierspiels, der in keine Schublade so recht passen mochte und offenbar jede Menge Impfstoff gegen die wohlfeile Anpassung weitergereicht hat an Larry Porter am Piano, Johannes Fink am Bass und Oliver Steidle am Schlagzeug. Monks „Criss Cross“ gipfelt zu einer ebenso einzigartigen Hommage wie in der Zugabe die querständige Adaption des Volksliedes „O Susanna“, das in der Geburtstagswoche der Pfalzgräfin einen besonderen lokalen Touch bekommt. Vorher schon hebt der „Night Flight“ ab, schwingt sich elegant über schwere Turbulenzen, bestätigt lebhaft und kryptisch die Einheit der Wirklichkeit gegen alle Verwirrung: „The circle is unbroken“. Das Trio definiert den Soundtrack zu Metropolis, setzt „Up and up“ das Signet unserer Zeit, die sich nur mehr in ostinate Hektik zu flüchten scheint, oder kostet in feingliedriger Chromatik die Tristesse wie einen süßen Trunk: „Meditations on a rainy day“.