Larry Goldings Trio | 13.02.2016

Donaukurier | Karl Leitner
 

Die Hammond B3 ist die große alte Dame unter den elektrisch verstärkten Tasteninstrumenten und genießt legendären Ruf. Geliebt wegen ihres unvergleichlichen Sounds vor allem in Kooperation mit einem Leslie, gefürchtet wegen ihres stattlichen Gewichts. Larry Goldings, der an diesem Abend zusammen mit dem Gitarristen Peter Bernstein und dem Schlagzeuger Bill Stewart im Neuburger Birdland zu Gast ist, spielt ein modernes, nicht ganz so schweres Modell, aber darum geht es eigentlich gar nicht. Viel wichtiger ist die Frage: Was holt er aus seinem Instrument heraus?
Antwort: Alles! Den Modern Jazz eines Jimmy Smith, die flächig-flirrenden Schwebeklänge eines Larry Young, die Grooves eines Brian Auger, den Acid Jazz eines James Taylor und noch vieles andere aus der Grauzone irgendwo dazwischen. Verspielt, leichtfüßig, fließend, an anderer Stelle kräftig zupackend, auf den Beats reitend – fast jedes Stück des Abends hat eine eigene Ausrichtung. Bill Stewart‘s „Think Before You Think“ vereint in der Version des Trios Elemente der Klassik, der Music Hall, des Rhythm’n’Blues undden Klang einer Polizeisirene, Larry Golding‘s „Mr. Meagles“ pfropft Bluesharmonien auf einen Bossa Nova Rhyth-mus und Bernstein’s „Simple As That“ schwelgt wunderschön lyrisch in einer Art ECM-Sound.
Der eine Star des Abends also ist die Hammond B3, die man ja nicht eben oft hört, schon gar nicht unter den Fittichen eines Meisters wie Larry Goldings. Der andere freilich ist dieses seit 25 Jahren aktive Trio, ist das Kollektiv aus drei Top-Instrumentalisten, die ganz groß auftrumpfen an diesem Abend im Birdland. Über Stewart Worte zu verlieren erübrigt sich fast. Was er im Herbst 2015 mit John Scofield und Joe Lovano beim Birdland Radio Jazz Festival ablieferte, war schlicht sensationell, sein Beitrag zu diesem Trio kommt dem verdächtig nahe. Bernstein als Filigrantechniker legt sehr großen Wert auf die kleinen Feinheiten, arbeitet ein ums andere Mal mit Akribie die Nuancen in seinen melodischen Linien heraus. Er ist der, der für die intime, sinnliche Seite des Trios steht.
Dass sich die drei perfekt ergänzen, macht die Sache komplett und das Hörvergnügen optimal. Nach der Pause zieht die Band ein klein wenig die Zügel an, erweist Donald Fagen und mit „Milestones“ dem Übervater Miles Davis die Ehre und setzt mit dem furiosen „The Acro-bat“ und dem großartigen „Jive Coffee“ aus der Feder Bernsteins die Highlights eines Konzerts, das man – auch wenn das Jahr noch jung ist – durchaus schon mal als einen der Höhepunkte der Birdland-Saison 2016 bezeichnen darf.