Larry Goldings Trio | 13.02.2016

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Keine völlige Neudefinition des klassischen Orgeltrios im Jazz, aber eine sehr bemerkenswert eigene Auffassung dessen, was so alles drin steckt in der so herrlich süffigen Kombination Orgel, Schlagzeug und Gitarre! Drei Musiker, die zu den unbestreitbar besten ihres Fachs gehören, sich seit zwanzig Jahren kennen, auf einem ganz besonderen Trip durch das Reich improvisierter Musik, was soll es mehr geben für einen gelungenen Abend? Larry Goldings an der Hammond New B3 Portable, Bill Stewart am Schlagzeug und Peter Bernstein an der Gitarre zeigten im Birdland Jazzclub ihre Neuinterpretation von Groove, Fluss, Sound und Spannung.

Fußwippenden Souljazz auf Jimmy Smiths Spuren freilich hätte man vergebens erwartet. Angesagt waren Melodiosität, Intensität und Interaktion auf höchstem Niveau, kammermusikalische Feinheiten und schlafwandlerisches Zusammenspiel.

Das Repertoire offenbarte größten Respekt vor der Jazzgeschichte: Von „Maybe“ aus dem Broadway-Musical „Annie“ über Miles Davis Hardbop-Klassiker „Milestones“ bis zum eigenen, Donald Fagan von Steely Dan gewidmeten „Donald“ reichte der Reigen.

Dargeboten wurden wahre Pretiosen des Jazz in großer Meisterschaft: Die klaren Linien von Peter Bernsteins stets Melodie betontem Gitarrenspiel, das prägnant akzentuierte, vielseitige Schlagzeug Bill Stewarts und die ungemein differenzierten Orgelsounds von Larry Goldings korrespondierten ideal.

Da reichten oft Andeutungen, Momente, kleine musikalische Gesten oder Anmerkungen um den Stücken eine neue Richtung zu geben. Wie das Spiel der Wolken am Himmel nahmen sie Gestalt an, zerflossen und erfanden sich neu. Musik in stetem Fluss und unaufgeregter Veränderung, irgendwo auf der Grenze zwischen Wirklichkeit, Traum und Phantasie.