Larry Coryell – Martien Oster Quartet | 23.04.2016

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Immer wieder bietet sich im Neuburger Birdland Gelegenheit, echte Stars zu erleben. Der Gitarrist Larry Coryell ist ohne Zweifel einer von ihnen. Als in den 70ern Jazzrock und Fusion angesagt waren, war der gebürtige Texaner ein Mann der ersten Stunde. Mit den Jahren hat sich der 73jährige mehr und mehr auch der reinen Lehre des Jazz zugewandt und den Spaß an den klassischen Standards des Mainstream wiederentdeckt.

In Duetten und Duellen mit Martien Oster am gleichen Instrument und begleitet von Ingo Senst am Bass sowie Hans Braber am Schlagzeug zeigte Coryell, dass er auch auf den Spuren Thelonious Monks oder Miles Davis zu den besten gehört. Wie der Wirbelwind fegte er über die Saiten, entlockte der rein elektrischen Gitarre Feuer und Flamme sowie Wärme und pure Schönheit.

Bei aller Geschwindigkeit kein Temporausch, im Gegenteil: Dave Brubecks „In Your Own Sweet Way“ streichelte förmlich durch den Jazzclub in leichtem swing, sensitiv und berückend. Martien Osters etwas dunkler gefärbte halbakustische Gitarre gab einen geschmeidigen Dialogpartner zu Coryells deutlich hellerem Instrument. Beide passten ideal zusammen in flüssigem Dialog, nie zu nett, nie kontrovers. Stets blieb Spannung im Spiel, stets waren zugleich Freundschaft und Respekt zu spüren. Selbst anspruchsvollste Improvisationen wirkten entspannt und von Leichtigkeit getragen.

Der gelegentliche Griff zur Akustikgitarre setzte sanfte, leise, betörende Ruhepunkte in ein überaus dynamisch swingendes Konzert, sensibel und von tiefer Achtung der Musik getragen. Da war im Keller nur mehr ehrfürchtige Stille, die sich keinen Ton entgehen lassen wollte.

Dagegen dann treibendes Uptempo, in dessen wirbelnden Improvisationen auch mal Rockthemen auftauchten, Creams „Sunshine of Your Love“ etwa, energiegeladen und kantig.

Wir alle sind Zwerge auf den Schulten von Riesen: Dem Kollegen Steve Swallow, Pionier am E-Bass, widmete Coryell ein Stück, Jim Hall, dem Vater der modernen Jazzgitarre Duke Ellingtons „In a Sentimental Mood“. So schlicht, so raffiniert, so schön!

Gegen Ende des Konzerts gab Larry Coryell dann noch solo und unplugged Maurice Ravels Bolero: Kaum je dürfte dieser derart explosiv und grandios zu erleben sein. Der Genius loci tat ein übriges und der Star dankte schließlich dem Schicksal wie dem gerade genesenen Manfred Rehm an solch wunderbarem Ort zu spielen, wie es der Birdland Jazzclub in Neuburg an der Donau ist.