Lajos Dudas Quartet | 02.03.2001

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

„Live kann ich viel freier spielen, meiner Lust am Spontanen mehr Ausdruck verleihen“, sagt Lajos Dudas. Nicht nur die Konzertbesucher am Freitag durften sich im Birdland Jazzclub von der ausgeprägten Abenteuerlust des gebürtigen Ungarn überzeugen. Bereits am Donnerstag Abend konnten etliche Schüler aus Neuburg bei freiem Eintritt den Jazz von einer seiner besten Seiten beschnuppern.

Natürlich könnte er es viel einfacher haben, könnte populistisch im Windschatten des Klarinettenbooms mitschwimmen, in der Fernsehästhetik musikantischer Beliebigkeit herumhampeln und den wohlfeilen Erfolg suchen. Macht er aber nicht: Dazu hat er zu viel Substanz, zu viel Charakter; er hat wohl auch zu viele der berüchtigten Dues bezahlt um auf schnelle Trends zu hoppen. Nein, Lajos Dudas macht sich’s nicht so leicht. Obwohl vielseitig wie kaum ein anderer Klarinettist, bleibt er immer unverbogen er selbst. Ob er über Bach, Bartok, Gershwin oder eigene Themen improvisiert, alles ist stimmig und alles ist immer unverkennbar Lajos Dudas: Sein elegantes Spiel, stilvoll und gepflegt, hat den swing förmlich inhaliert, schwebt luftig wie im Elfenland und passt so recht zu den erwachenden ersten Frühlingsknospen, wenn es zu seinen schwalbenflugähnlichen Schwüngen ins Ungewisse anhebt. Da wird seine Klasse deutlich, leuchtet ein, warum sein Bild die aktuelle Titelseite des Jazz Podium ziert. „Aber ich brauche auch einen Kontrapunkt, einen, der mich davor bewahrt, die x-te Benny-Goodman-Neuauflage zu verkörpern, einen auch, der mir Erdigkeit und Realitätssinn entgegensetzt“, bekennt der seit kurzem 60jährige Dudas. Den hat er in dem jungen Gitarristen Philip van Endert an seiner Seite. Der sorgt mit kräftig aufgerauhten Riffs für komplementäre Energieströme. Die schweren Rocksounds aus dem Gitarrenamp – nichts für Puristen! – harken sich quer durchs urbane Unterholz, reiben sich rockig, rotzig, funky im Tango wie im Blues an der Melancholie des Maestro: Ein Dialog der Generationen, Temperamente, Stile, Spielauffassungen, der mit jeder Minute spannender wird, ein Off-Road-Movie mit open end, dessen stabile Straßenlage garantiert wird durch eine solide agierende Rhythmusgruppe. Das soignierte Understatement von Leonard Jones am Bass harmoniert hervorragend mit dem auf’s Wesentliche reduzierten banddienlichen Drumming von Kurt Bilker. Alles in Allem: Das Lajos Dudas Quartet bot Stoff für alle, die nicht schon wieder hören wollen, was sie sowieso schon tausend mal gehört haben.