Lackerschmid – Schlesinger – Tagliani | 24.05.2003

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Zum Schluss waren alle schlichtweg begeistert, auch Mitinitiator und Stifter Bernhard Riepl: „Ein besonderes Konzert!“ Im Rahmen des Attila Zoller Festivals gastierte die junge Sängerin Stefanie Schlesinger gemeinsam mit dem Vibraphonisten Wolfgang Lackerschmid und dem Gitarristen Pedro Tagliani im Birdland Jazzclub.

Die drei demonstrierten in ihrem Attila Zoller gewidmetem Konzert dessen sanftere Seite. „Wir wollten den anderen Zoller zeigen, seine harmonischen und romantischen Züge“, erläutert Lackerschmid. Der Vibraphonist ist wie kaum ein anderer europäischer Musiker der jüngeren Generation berufen, Zollers Musik zu interpretieren, war er doch über lange Zeit hinweg dessen bevorzugter Tourneepartner auf dem alten Kontinent. Lackerschmid, Schlesinger und Tagliani bringen also ein Programm aus brasilianischen Stücken, Songs und Balladen aus der Feder des Ungarn, verbinden sie mit Lackerschmids eigenen Kompositionen und einigen Songs, die an den Freund, Mentor und Kollegen erinnern, darunter Barbara Streisands „The way you make me feel“ aus dem Musical „Yentl“. „Das hat natürlich einen Grund: Attila hat mal gesagt hat, sein Stück ‚When it’s time‘ könne höchstens die Streisand singen“, erläutert Lackerschmid, „und weil’s nun die Stefanie singt, bleibt uns ja gar nichts anderes übrig, als dazu einen Streisand-Song zu bringen.“
Die Sängerin braucht solch großen Vergleich durchaus nicht zu scheuen. Ihre schlanke ausdrucksstarke Stimme meistert den eigentlich „unsingbaren“ Fluss der Tonfolgen von „When it’s time“ ebenso blitzsauber wie sie das Publikum a capella mit Zollers „Peace Tune“ verzaubert und bewegt. Mühelos bewältigt sie die Melodien mit einer höchst intonationssicheren Stimme, die sich auch durch das obertonreiche Klangspektrum des Vibraphons nicht irritieren lässt. Mit leichter Eleganz fließen neben den flotten Scats in „1000 Dreams“ auch die brasilianischen Tunes von Lackerschmids „Baiao Kathrin“ oder Zollers „Caribia“, bei dem Pedro Tagliani live mehrere Begleitsequenzen ins Delay aufnimmt, über die dann kollektiv improvisiert wird. Denn Wolfgang Lackerschmid und Pedro Tagliani sind beileibe nicht nur ein Begleitduo der Sängerin, ihre Intros, Soli, Intermezzi und Improvisationen verleihen dem Abend jede Menge Würze und Leben. Zum Schluss gab’s noch einmal die „Peace Tune“, eines der schönsten Stücke Zollers in der bewegenden Interpretation eines Trios mit großem Format.