Wie wird es im neuen Jahr weitergehen? Das fragt sich derzeit so ziemlich jeder, der auf, vor oder hinter einer Bühne mit Konzerten zu tun hat, nachdem an vielen Orten Kulturveranstaltungen reihenweise abgesagt werden. Für das Birdland in Neuburg gibt Clubchef Manfred Rehm eine eindeutige Antwort. „Bei uns wird gar nichts abgesagt. Sofern die Behörden nicht einen generellen Lockdown für alle Kulturveranstaltungen ausrufen, starten wir ganz normal ins neue Konzertjahr.“
Das ist natürlich eine frohe Botschaft für Zuschauer und Musiker gleichermaßen, aber was bedeutet in diesen Zeiten das Wörtchen „normal“? Es bedeutet: Beachtung der Abstands- und Desinfizierungsvorschrift sowie der Maskenpflicht und Maßnahmen zur Lüftung – wegen einer speziellen Klimaanlage ist es möglich, die Luft im Konzertsaal innerhalb von 11 Minuten komplett auszutauschen. Es bedeutet: Einhaltung und Kontrolle der im Birdland gültigen 2G plus-Regeln, wofür für Geboosterte das „plus“ entfällt, und Vorverschiebung der Anfangszeit auf 20 Uhr wegen der Sperrstunde ab zehn. Und es bedeutet, dass die Anzahl der Zuschauer auf 25 Prozent begrenzt ist.
Angesichts so vieler Einschränkungen stellt sich die Frage, in welchem Maße das Publikum gewillt ist mitzuspielen. Zuerst muss man wissen, dass niemand, der sich vorab einen Platz im Birdland reservieren lässt, dabei Geld in die Hand nehmen muss. Bezahlt wird erst vor Ort am Tag des Konzerts. Das heißt, dass jeder sich bis kurz vor dem Konzert entscheiden kann, ob er hingeht oder nicht und sich nicht mit den Modalitäten der Geldrückerstattung herumschlagen muss. Damit der Besucher weiß, welche Regeln bei „seinem“ Konzert gelten, bekommt er wenn nötig von Rehm spätestens zwei Tage vor dem Konzert eine Mail mit den neuesten Coronaregeln oder Neuigkeiten zum Konzertablauf. „Dieses Verfahren hat bisher prima geklappt. Nur ein paar wenige haben dann daraufhin abgesagt“, sagt Rehm, der das natürlich bedauert, in diesem Fall aber den Platz dann sofort anderweitig anbieten kann.
Und wie rechnet sich ein Konzert finanziell, wenn doch 75 Prozent der Eintrittsgelder wegfallen? Grundsätzlich könne man Künstlergagen nie ausschließlich über den Eintritt finanzieren, sagt Rehm. Das Birdland habe das Privileg, dass fast alle Tätigkeiten rund um die Konzerte ehrenamtlich erfolgten. Deswegen fielen auch relativ geringe Personalkosten an. Ständige, von Konzerten unabhängige Festkosten würden durch einen zuverlässigen Zuschuss der Stadt Neuburg abgedeckt. „Wir werden keinesfalls die Gagen reduzieren und auch den Eintritt nicht erhöhen,“ so der Birdland-Chef. „Finanziell geschlossen wird diese Lücke durch das Geld aus dem Spielstättenpreis „Applaus 2021“. Dieser Betrag läuft rein in die Gagen und reicht bis Ende Februar.“ Auf solcherart fest kalkulierbare Bedingungen springt natürlich jeder Musiker sofort an. Rehm begreift dieses Konzept denn auch als Investition in die Zukunft. Denn es spricht sich schnell herum: Wer im Birdland engagiert wird, wird fair behandelt und kann sich auf einmal gemachte Zusagen im Ernstfall auch verlassen.
Das Programm bis Ende Februar (siehe Kasten) steht also fest. Wobei man bei Künstler aus dem Ausland immer die ständig wechselnden Quarantäneregeln im Auge haben müsse, sagt Rehm. Für den Fall, dass einer der Musiker doch nicht einreisen dürfe, habe er eine Liste mit aktuell 14 Bands in der Schublade, die sofort einspringen würden. „Das sind Musiker, die in Deutschland leben und die ich sowieso auf meiner Wunschliste hatte.“ Hungrig auf einen Auftritt im Birdland sind sie alle, was auch an der Tatsache liegt, dass andernorts ja ein Konzert ums andere abgesagt oder verschoben wird.