Klaus Koch & The Boperators | 28.03.2025

Donaukurier | Karl Leitner
 

Da ist zum Beispiel Claus Koch. Der Tenorsaxofonist spielt derzeit in mindestens vier unterschiedli­chen Bands. Und dann ist da Claus Rai­ble, der Pianist. Der ist aktuell ebenfalls mit drei verschiedenen Formationen un­terwegs. Dass sich die beiden irgend­wann mal über der Weg laufen würden, war nur folgerichtig. Seither stehen sie oftmals gemeinsam auf zahlreichen eu­ropäischen Bühnen und diesmal gastie­ren sie unter dem Namen „Claus Koch & The Boperators“ im Neuburger Birdland Jazzclub. Bereits dem Bandnamen ist zu entnehmen, dass zwei Dinge von vorne herein klar sind. Es wird um Bebop, Hardbop, Cool- und Soul Jazz gehen und Koch wird die Richtung und den Weg vorgeben.

Zusammen mit dem Kontrabassisten Henning Gailing aus Köln und dem Schlagzeuger Esteve Pi aus Madrid, in klassischer Quartett-Besetzung al
so, wandelt Koch auf den Spuren von Char­ly Parker, Julian Cannonball Adderly, Eddie Harris und Hank Mobley, spielt aber nicht deren Stücke, sondern bringt in den zwei Sets ausschließlich eigene Titel zu Gehör, Kompositionen mit ein­gängigen Themen, körperbetonten Groo­ves, nachvollziehbaren und fließend da­hin zischenden Soli und Harmonien, die das Hören zu einem entspannten Erleb­nis werden lassen, bei dem man sich genüsslich zurücklehnen, mit den Beinen wippen und die Seele baumeln lassen kann. Erstaunlicherweise meint man, all die Nummern wie „Minor Take Off“, „Shake“ oder „Time In Six“ schon im­mer zu kennen, obwohl das, weil Koch die meisten von ihnen erst kürzlich ge­schrieben hat, gar nicht möglich ist.

Dass sie auf den Zuhörer dennoch wir­ken wie ein knappes Dutzend guter alter Bekannter, unterstreicht Kochs Sinn für eingängige Melodien und ein untrügli­ches Gespür für das, was ankommt. Ohne auch nur eine Sekunde langweilig oder gar belanglos zu sein wohlgemerkt. Die Boperators machen Spaß und kom­men mit einer gehörigen Portion Cool­ness daher. In der lässig rhythmisch da­hin schlendernden „Slackline Sym­phony“ ebenso wie im rasanten „Uptown Rhythm“, aber auch in den Vertonungen mystischer oder geheimnisumwitterter Weltgegenden wie „Sunset On Tethys“ oder „Point Nemo“ – so exotisch sie vom Titel her auch anmuten mögen – fühlt man sich sofort zuhause und aus­nehmend wohl, was für die beiden „Lovesongs“ natürlich nur um so mehr gilt. Denn das wunderschöne „Rosie’s Is­land“, das er für seine Liebste geschrie­ben hat sowie das, deren Lebensalter und Bewegungsdrang entsprechend, ungleich lebhaftere „Child In a Hurry“ für seine Tochter sind ja sowieso quasi Selbstläu­fer.

Koch, Raible, Gailing und Pi mögen zwar nicht in der ersten Reihe weitaus bekannterer internationaler Jazz-Stars stehen – obwohl sie mit jenen vermutlich locker mithalten könnten – an diesem Abend aber kann man sich dennoch tat­sächlich nur schwerlich vorstellen, dass irgendjemand diese Art von Jazz besser spielen könnte. Das Quartett bietet ein absolut überzeugendes Gesamtpakt an, und dass Szenen- und Schlussapplaus überaus heftig ausfallen, verwundert nicht. Nach verschiedenen Tribute-Pro­grammen etwa im Gedenken an Cole­man Hawkins und Dexter Gordon kon­zentriert Koch sich jetzt wieder auf seine eigenen Kompositionen. Und trifft damit exakt den Nerv seines Publikums.