Fast schon Heimspielcharakter hatte der Auftritt des Klaus Ignatzek International Quintet im Birdland Jazzclub in Neuburg. Der Oldenburger Pianist ist als langjähriger Dozent der Sommerakademie in der Donaustadt wahrlich kein Unbekannter mehr. Sein Quintett bot über weite Strecken erfrischenden Bebop.
Eine steife Brise bläst da von der Bühne herunter, wenn zwei Trompeter sich für die Abteilung Attacke entschieden haben. Die Frontline sorgt für Leben in der Bude, Claudio Roditi mit der etwas eckigeren Linienführung, erdiger Bodenhaftung und kräftigem Ton auf der deutschen Trompete (ohne Sonderzulage!), Gustavo Bergalli mit Eloquenz, Eleganz und dem weicheren Ansatz auf der amerikanischen Trompete und dem Flügelhorn. Beide verfügen souverän über eine frische und entschiedene Phrasierung. Ihr Zusammenspiel ist im Duett so uneitel wie im Duell phantasievoll. Da sorgt so manche überraschende Finte für Vergnügen und Spaß. Auch Bruno Castellucci swingt am Schlagzeug mit kindlich-burlesker Fröhlichkeit vor sich hin. Nur Jean-Louis Rassinfosse übertreibt´s zuweilen und greift am Bass ohne jede Not öfter mal in die Kiste mit den eher billigen Tricks. Doch das stört nicht weiter: Ein Standard wie „Cherokee“ bietet eine hervorragende Ausgangsbasis für das, was das Quintet aus dem FF beherrscht: Hart swingenden Bebop, bei dem auch Ignatzek seiner Rolle als Bindeglied zwischen Frontline und Rhythmussektion vollauf gerecht wird. Mit Ignatzeks Komposition „Obrigado“ verließ man allerdings den lebendigen Grundkurs zugunsten eines etwas verquasten Ausflugs in die lateinamerikanische Variante der Midlife-Crisis. Auch die Ballade „I Miss You So“ klingt vom Piano her arg selbstmitleidig, nur die mediterrane Wärme und stille Leidenschaft der Trompeten heben das Stück aus der Belanglosigkeit. Ignatzek selbst wirkt irgendwie unentschieden, unklar über seine pianistische Identität. „Blue Energy“ – „wir versuchen seit Jahren rauszukriegen, was das eigentlich bedeutet“, bekennt Roditi – kommt wieder mit mehr Power, bewegt sich im Mid-Tempo in die richtige Richtung, bis zum Schluss hin zwei Trompeten kräftig einheizen und der Zug sich wieder unter Volldampf setzt in Richtung Bebop-City.