Dusko Goykovich | 19.10.2000

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Mit 70 hat er noch Töne. Aber hallo! Dusko Goykovich riss das Publikum im ausverkauften Birdland Jazzclub mit seiner Mischung aus „Bebop, Blues, Balladen“ zu wahren Beifallstürmen hin. Statt Geburtstagsgeschenke entgegenzunehmen teilte er solche generös aus, versorgte die Fans mit heißen Energiestrahlen ebenso wie mit elegantem Understatement und samtigem Gefühl.

Zuerst mal stimmten Band und Publikum „Happy Birthday“ an. Vor wenigen Tagen wurde Dusko Goykovich siebzig. Gut drei Viertel seiner Lebensjahre stehen im Zeichen der Musik, die ihn 1947 via „Voice of America“ erreichte. Aus dem jungen Himmelsstürmer, der einst aus Belgrad auszog die Jazzwelt zu erobern, ist ein soignierter Gentleman geworden. Herausragendes Talent und eiserne Disziplin führten Dusko Goykovich schon in den fünfziger und sechziger Jahren zu einer Karriere in die erste Reihe der Vertreter seines Instruments, eine Position, die heute so gerechtfertigt erscheint wie je. Sein eleganter Stil, sein samtiger Ton, seine unbestechliche Stimme und die unvergleichliche Kultiviertheit seines Ansatzes auf Trompete wie Flügelhorn machen ihn nach wie vor zu einem der Großmeister seines Faches.
Gemeinsam mit dem verlässlich groovenden Vinzenz Kummer am Bass, dem jungen Drummer Dejan Terzic, der sich bereits mit einer eigenen Big-Band, dem Sunday Night Orchestra, einen Namen machen konnte, dem vitalen Post-Bopper und Monk-Schüler Kirk Lightsey am Piano und dem ungarischen Saxophonfeuerwerker Tony Lakatos präsentiert er neben etlichen Bebop- und Blues-Klassikern auch einige seiner unvergleichlichen Balladen. Goykovich versteht es meisterhaft, seiner Liebe zur Ballade zu huldigen, der er mit gedämpfter Trompete begnadeten Ausdruck verleiht in „St. Germain de Pres“ oder „In My Dreams“, dem Titelsong seiner aktuellen CD. Das Konzert gibt jedoch auch dem Mann aus Bebop City reichlich Gelegenheit in Erscheinung zu treten, so mit dem temperamentvollen Opener „I Love You“, der rasanten „Lotus Blossom“ oder der authentischen Hommage „Remember Dizzy“. „Bass Blues“ oder „Back At the Chicken Shack“, auch der Blues kam nicht zu kurz und das Publikum war vollends aus dem Häuschen. Eine Geburtstagsfeier, wie sie schöner kaum ausfallen könnte!