Kevin Hays & Lionel Loueke „Hope“ | 16.03.2018

Neuburger Rundschau | Barbara Sagel
 

Freitagabend. Vor der Tür der ehemaligen Hofapotheke in der Neuburger Altstadt steht der Ü-Wagen des Bayerischen Rundfunks. Auf der Bühne des im Keller der Hofapotheke beheimateten „Birdland“ muss also etwas Besonderes geboten sein. Und tatsächlich steht auf dem Programm des Jazzclubs ein Duo, das sich allein durch seine bemerkenswerte Besetzung mit Klavier, Gitarre und Gesang vom gewohnten Jazz-Trio, – Quartett oder -Quintett stark unterscheidet. Kevin Hays und Lionel Loueke sind es, deren Konzert der Bayerische Rundfunk an diesem Abend mitschneiden und später einer größeren Zuhörerschaft zugänglich machen möchte. Sind beide Musiker auch heute in New York City und weltweit mit bekannten Größen der Jazzszene unterwegs, so könnten sie wohl bezüglich ihres musikalisch-kulturellen Erbes kaum unterschiedlicher sein. Kevin Hays, gebürtiger New Yorker, bereits als jugendlicher Pianist in Sachen Jazz unterwegs. Gitarrist Lionel Loueke, geboren und aufgewachsen in Benin, hörbar geprägt von der Musiktradition seiner westafrikanischen Heimat. Das Wunderbare an diesem Abend: Auf der Bühne verschmelzen diese unterschiedlichen Prägungen wie selbstverständlich zu einem stimmigen, vereinnahmenden, hochmusikalischen Ganzen. Die Stücke entstammen zum größten Teil dem neuen Album „Hope“ der beiden erfahrenen Jazz-Musiker, das übrigens ausschließlich auf Vinyl erschienen ist. Gitarre, Klavier und Gesang verweben sich zu filigranen musikalischen Stoffen von hoher emotionaler Dichte. Piano-Intros von schwebender Leichtigkeit – ostinate Abfolgen weniger Akkorde in der linken Hand, zarte Melodien in der Rechten. Auf dem Gitarrenkorpus geklopfter Rhythmus lässt das Geschehen konkreter werden. Die Anzahl der Akkorde steigt. Die „Mouth-Percussion“ Louekes ergänzt die Zahl der Rhythmusklänge zu Drumset-Vielfalt. Zartes Gitarrenspiel verbindet sich mit Pianoläufen zu fugenartigen musikalischen Organismen. Der Gesang beider Männer komplettiert das Geschehen mit lyrischen Texten und der folkartig klingenden Stimme Kevin Hays sowie der afrikanisch anmutenden, gehaucht, säuselnden, lautmalerischen, sanft beharrlich die Seele erreichenden Singweise Lionel Louekes. Faszinierend der Sog, die Intensität, die aus den einzelnen, zarten Komponenten entstehen.
Wie gut, dass Teile des Konzertes noch einmal zu hören sind am 18. Mai um 23:05 Uhr in der Sendung „Jazztime“ auf BR-Klassik.