Kenny Drew jr. – Thomas Dobler | 12.02.2011

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Beide pflegen einen perkussiven Zugang zu ihrem Instrument, setzen auf prägnante rhythmische Gestaltung. Kenny Drew jr. und Thomas Dobler zeigen, welche Energie in Klavier und Vibraphon steckt. Positive Energie, optimistische Kraft mit Verve und Unterhaltungswert! Nicht selten ist die Kombination der beiden Instrumente, schwierig gleichwohl, da die Klangfarben zur Reibung neigen. Da wollen Nähe und Distanz wohlbedacht und gepflegt sein. Aber die beiden auf der Bühne des Neuburger Jazzkellers haben die Klangspektren, Zwischentöne, Voicings ideal im Griff, ergänzen sich zu ausnehmend souveräner Abstimmung.

Zwanzig Jahre trennen den 1958 geborenen Kenny Drew, zu alt und zu eigenständig um nur als Sohn des berühmten Peterson-Drummers Kenny Drew vorgestellt zu werden, und Thomas Dobler, den swingend virtuosen Züricher Herrn der Klangstäbe. Da fliegen die Schlegel nur so übers Metall, tanzen die Finger über Ebenholz und Elfenbein, spielen sich zwei Musiker die Bälle nur so zu, schwelgen in kombinationsreichen Duetten und spritzigen Soli, traumwandlerischem Zusammenspiel und einfallsreicher Gestaltungskraft.

Solo lässt Kenny Drew jr. den dezenten, eleganten swing des großen Hank Jones wieder aufleben: „Good Bye Mr Jones“, friedlich, heiter, mit leisem, weisem Lächeln in den Saiten des Bösendorfers. Von Stride bis Hardbop und weiter reicht das Repertoire, dem sich Drew und Dobler widmen, vom quirligen Swing „Back Home in Indiana“ über Horace Silvers „Opus de Funk“ bis zu Steve Swallows „Falling Grace“ die stilistische Bandbreite. „The Oasis And The Mirage“, Titelstück der gemeinsamen CD, träumt im flirrenden Wüstensand nicht ohne Längen der Fata Morgana nach, Ellingtons „Prelude to A Kiss“ schmilzt förmlich dahin, Drews eigenes „A Silent War“ reflektiert in leise schillernden Farben die alltäglichen Angriffe auf Schönheit und Frieden, doch dann regiert wieder der Swing so locker und munter als sei da nichts gewesen.