Jacky Terrasson Trio | 13.02.2011

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Vom ersten Moment an nimmt sie gefangen, diese nuancenreich sprudelnde, fein schattierte Triokunst. Das Pianotrio kann ein ganzes Orchester sein, Farben und Formen variieren, Groove und Kontemplation vereinen, üppige Fülle erzeugen und hauchfeine Transparenz. Wobei Jacky Terrasson am Bösendorfer und seine Partner Ben Williams am Bass sowie Jamire Williams am Schlagzeug dem Genre noch eins draufsetzen, eine außergewöhnliche Note verleihen, die sich wahrlich nicht in der unvergleichlichen Virtuosität des Pianisten erschöpft und neben der vieles anderweitig Gehörte und Gespielte fast bieder wirkend verblasst.

Das fängt zunächst ganz harmlos an mit einem romantisch wirkenden Thema, welches einer späten Beethoven-Sonate oder einem frühen Schubert-Lied entsprossen sein könnte, leise, versonnen, sensitiv und herzensrein. Langsam erst schleicht sich Irritation ein, tupfen Klänge aus den direkt angeschlagenen Klaviersaiten dazwischen, kontrastieren die zarten Berührungen des Elfenbein, setzen neben das Wiegenlied die dunkle Seite der Nacht, variieren und mutieren den Traum zur bizarren Reise in verstörende Düsternis, einen Fluss ohne Wiederkehr, der mitreißt, atemlos, unwiderstehlich.

Dann wieder funkeln die Sterne am wolkenlosen Himmel, ohne Zahl und Grenze. Der Groove greift nach Herz und Seele, tanzt irrlichternd durchs Gewölbe, packt zu, lässt frei und spielt und spielt und spielt, mengt Michael Jacksons „Beat It“ in den Fluss jazzig cooler Selbstverständlichkeit, begegnet Harry Potter, Charlie Chaplin und James Bond, dem „Funny Valentine“ und der „Caravan“, funky und hart, splitterig, flirrig, zerfasernd, zerfusselnd, romantisch, lyrisch sich erneut versammelnd, entschieden dann auf klarem Kurs ins pianistische Nirvana, was in diesem Falle mehr Alles als Nichts bedeutet.

126 mal bereits binnen 20 Jahren frönten verschiedenste Künstler im Birdland der Art of Piano, das aber gab’s noch nicht. Das Jacky Terrasson Trio wird als ganz besonders hell strahlendes Glanzlicht in der Erinnerung bleiben. Hoffentlich nicht zum letzten Mal!