Karolina Strassmeyer & Drori Mondlak – Klaro | 25.03.2017

Donaukurier | Karl Leitner
 

Die Schönheit liege im Auge des Betrachters, sagt man. Ab und zu liegt sie aber auch im Ohr des Hörers. Wie an diesem Abend im Birdland Jazz-club in Neuburg, als die aus der Steiermark stammende Altsaxofonistin und Komponistin Karolina Strassmayer und der New Yorker Schlagzeuger Droro Mondlak zusammen mit Thomas Stabenow am Kontrabass und Stefan Bauer am Vibrafon ihr gemeinsames Projekt „Klaro!“ vorstellen. Hierbei geht es ganz ausdrücklich um „schöne“ Musik, wie auch der Titel des aktuellen und nunmehr siebten Albums des Quartets andeutet. „Of Mystery And Beauty“ nennt es sich, und aus ihm stammen bis auf eines sämtliche Stücke der beiden Sets beim Birdland-Konzert.

„Postcard From A Quiet Place“, „Cas-cades“ oder auch „Fanfare From Another World“ heißen sie. Sie sind romantisch, gefühlsbetont, lyrisch, manchmal sphä-risch, oft weich im Sound, fast immer fließend, bisweilen flirrend, nur selten knackig. Nicht selten setzen sie Bilder im Kopf des Zuhörers frei, lassen einen Film ablaufen, erzeugen Stimmungen, denen man sich gerne hingibt, erzählen Geschichten. Karolina Strassmayer, die durch Cannonball Adderly zum Saxofon kam, legt viel Emotionalität in ihr Spiel, ihr Markenzeichen ist ihr runder, weicher Ton, der ganz wunderbar zum von Kontrabass und Vibrafon vorgegebenen Sound passt, ohne dass das Ergebnis auch nur einen Moment kuschelig wirken würde. Drummer und Co-Leader Drori Mondlak schließlich, der Trommeln und Becken nur in Ausnahmefällen schlägt und schon gar nicht traktiert, sein Arbeitsgerät vielmehr streichelt und auf behutsame Weise zum Klingen bringt, findet immer die passenden Patterns und vor allem die richtige Dosis, um rhythmisch anzuschieben, zu untermalen, zu kommentieren oder selbst zu solieren.

Auf den ersten Blick wirken die Stücke Strassmayers melodisch, harmonisch und rhythmisch eher unkompliziert. Aber eben nur auf den ersten, denn eigentlich sind sie ziemlich raffiniert angelegt. Nur kommen sie eben nicht verkopft daher, sondern holen den Hörer genau dort ab, wo er am leichtesten zu packen ist, im emotionalen Bereich. Folgt man Strassmayers Saxofonbögen mit geschlossenen Augen, lässt man sich von Stefan Bauers Vibrafonwolken forttragen, stellt sich ein Gefühl ein, das man bei Musik, die in erster Linie und ausschließlich virtuos, wagemutig oder gar experimentell sein will, nur ganz selten hat. Man fühlt sich wohl und angekommen mit „Klaro!“ und angesichts dieser Kompositionen, die mit Wohlklang im herkömmlichen Sinne wenig, mit Intensität aber umso mehr zu tun haben. Und stünde am Ende als Resumée des Abends auch nur die schlichte Erkenntnis „Schön war’s. Ganz einfach nur schön!“, dann träfe diese den Nagel haargenau auf den Kopf.