Karl Berger – Philip Catherine | 13.01.2006

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Ein Abend für diejenigen Zeitgenossen, die die Suche nach den schönen Momenten noch nicht aufgegeben haben, die Zartes und Zerbrechliches lieben, rauchgläserne Christbaumkugeln im Winter und Schmetterlingsflügel im Sommer: Poesie und leise Töne bestimmten das Konzert von Karl Berger und Philip Catherine zum Jahresauftakt im Birdland Jazzclub.

Zwei große Namen, beide von hoher Bedeutung für die Entwicklung ihrer Instrumente im Jazz, beide mit weitreichendem musikalischem Spektrum: Der Vibraphonist und Pianist Karl Berger, ein Pionier des freien Spiels, der von je her die Sensibilität in den Mittelpunkt seines musikalischen Schaffens gestellt hat, und der Gitarrist Philip Catherine, der sich seit den 70ern vom „Young Django“ mehr und mehr zu einer der eigenständigsten gitarristischen Persönlichkeiten und zu einer herausragenden Gallionsfigur des europäischen Jazz entwickelt hat.

Berger und Catherine pflegen die Reduktion aufs Wesentliche, gleich ob sie Standards interpretieren, Monks „Round Midnight“ z.B. und „245“ im memoriam Eric Dolphy, oder eigene Stücke wie das dem Übervater des Free Jazz gewidmete hell swingende „Ornette“. Die beiden bringen ihre ganze immense Erfahrung ein in ein Duo von wunderbarer Balance: Zuhören und zu sich selbst Kommen, Geben und Nehmen, Ein- und Ausatmen, Sein statt Haben, Ideen, die beobachtbar im Dialog des Spiels sich entfalten: „Go“, eine komplex strukturierte Komposition Bergers, schwebt durch den Raum in kristalliner Transparenz und fast zeitlupenhaft ruhiger Würde. Leise Töne, die wie von weit in den Keller fallen, verhallen in anrührender Schönheit. Dem Himmel sei Dank jedoch bewahrt zuweilen auch erdenschwerer Blues den Abend davor, ins esoterische Nirvana zu entschweben.