Kagerer – Nieberle | 18.12.2015

Neuburger Rundschau | Barbara Sagel
 

Die beiden Helmuts waren wieder im Jazzclub Birdland zu Gast. Beide hatten wieder – was sonst? – ihre Jazzgitarren dabei; Helmut Kagerer die nicht nur farblich, sondern auch klanglich dunklere sechssaitige, Helmut Nieberle die „blonde“, auch heller klingende, mit ihren sieben Strings dafür mit dem „extra Bass“ ausgestattet. „Wir sind wieder da“, bemerkt Helmut Nieberle zu Beginn des Konzertes lakonisch und spielt damit auf die seit 1991 währende Tradition an, nach der das erfolgreiche Gitarren-Duo in jedem Dezember das Neuburger Jazzpublikum erfreut. Das lauscht denn auch fasziniert dem harmonisch, wie beiläufig selbstverständlichen Wechselspiel der Gitarristen, die seit 1987 als Musiker miteinander vertraut sind. In fließenden Übergängen spielen sich Kagerer und Nieberle gegenseitig die musikalische Führung zu. Ein Rhythmuspattern hier, ein anderes da, die melodische Führung in unterschiedlichen Händen lassen ein und dasselbe Stück in unterschiedlichen Farben leuchten. Swing und Bossa, ruhiger Fluss und reizvolle Breaks machen das Zuhören zu einer Entdeckungsreise. Und als sich nun alle auf das Schöne aber Erwartete eingehört haben, holen Kagerer und Nieberle mit dem Klarinettisten Stephan Holstein überraschende und willkommene Abwechslung auf die Bühne. Bereits das fugenartig gestaltete Intro zu „Just Friends“ lässt zusätzliche Spannung im Raum entstehen. Der fein gepresst, komprimierte Ton Holsteins mit dem wohldosierten, wohlig schmerzenden Schrappen, der frisch voranschreitende Swing, fein gewürzt mit geraden sechzehntel Läufen, das perfekt abgestimmte, klanglich miteinander verschmelzende Unisonospiel zwischen Nieberle und Holstein, der sich plötzlich breit rundende, erwärmende Ton des Klarinettisten verbinden sich zu musikalisch, klanglicher Vielfalt. Die „Autumn Serenade“ bringt Ruhe und Melancholie. Stephan Holstein, der übrigens zwei Wochen zuvor bereits mit dem „Full Moon Trio“ und auch auf dem Saxophon das Publikum im Birdland begeistert hatte,führt eine neue Klangfarbe der Klarinette ein – das wie mit dem letzten Atemzug hervorgebrachte, zart und gleichzeitig drängend Gehauchte, während die Helmuts mit ihrem Unisonospiel in gewagten Intervallabständen die Sentimentalität aufbrechen. In willkommenem emotionalen Gegensatz steht mit „From A to Z“ von Al Cohn der Bebop. Helmut Kagerer legt den rasanten Rhythmus, auf dessen Basis Holstein und Nieberle beboptypisch das Thema vorstellen. Irgendwann baut Nieberle das walking-bass-hafte Fundament für Kagerers solistische Ausführungen… Und so schreitet der Abend kurzweilig groovend voran. Schließlich beweist das überraschend entstandene Trio, was harmonisch und rhythmisch alles in „Leise rieselt der Schnee“ stecken kann und schließt so – bossa-getrieben – den Kreis zur Vorweihnachtszeit.