Cécile Verny Quartet | 08.01.2016

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

„Snow Falling“ – Darauf warten wir in diesem Winter bisher zwar vergebens. Der hocherfreuten Reaktion des Publikums auf den ersten Song des Cecile Verny Quartet tat dies freilich keinen Abbruch. Zum zehnten Mal in Folge eröffnete die Band um die Freiburger Sängerin mit afrikanischen und französischen Wurzeln das neue Jahr im Neuburger Birdland.

„Wir befinden uns zwischen zwei Produktionen“, meinte Frontfrau und Sängerin Cecile Verny gleich zu Beginn. „Wir haben nichts zu promoten, so dass wir keinerlei Druck haben.“ Das war in jeder Phase des Konzerts zu spüren. Sehr locker und ungezwungen, dabei musikalisch ausgesprochen souverän schöpften die Vier aus einem über Jahre gewachsenen, sehr abwechslungsreichen Repertoire eigener Songs.

Diese leben einerseits von den sensiblen Texten, wahlweise englisch oder französisch, zumeist aus eigener Feder, zuweilen auch vom Lieblingsdichter William Blake, emotional und sensibel, zum anderen von der ganz eigenen Musikalität des Quartetts, die Jazz, Chanson, Gospel, Blues und einen Schuss Afrika verschmilzt.

Cecile Verny ist allen gesanglichen Vorbildern längst entwachsen, darunter Billie Holiday, der sie vor etlichen Jahren mit der WDR Bigband Tribut zollte. Vernys Gesang ist geprägt von einer überlegen und überlegt beherrschten Stimme, die bei aller authentischen Emotionalität nie aus der Balance gerät, über ein breites Klangspektrum und einen beachtlichen Umfang verfügt und sich ideal einbettet in den Sound der Band.

Denn es ist tatsächlich das Cecile Verny Quartet, das die Atmosphäre trägt, nicht nur eine Sängerin mit Begleittrio. Alle vier tragen in vorbildlich austariertem Zusammenklang bei zur dichten Atmosphäre der Songs, ihrer hynotischen Sogwirkung und magnetischen Anziehungskraft. Da kommunizieren leichte Vokalisen der Sängerin mit filigranem Solospiel von Bernd Heitzlers Bass, setzen Andreas Erchinger an Flügel und Synthesizer sowie Lars Binnder am Schlagzeug Trance und Spirit, Akzent und Fluss ins Miteinander, nimmt die Musik bisweilen schier gefangen.

Von wegen alle Jahre wieder! Keine Rituale, Gewohnheiten, abzuarbeitenden Nostalgien, sondern lebendiger Jazz … und ein bisschen mehr. Gern auch 2017! Vielleicht mit mehr Schnee, denn: Den Song „Snow Falling“ komponierte das Quartett vor ein paar Jahren just in Neuburg. Es könnte einen Anlass gegeben haben. Und auch hier ist ja eine Wiederholung nicht ausgeschlossen.