Kagerer – Nieberle Duo | 16.12.2005

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Je unwirtlicher draußen der Schneeregen nässt, desto empfänglicher sind die Nerven für zarte Töne, sanfte musikalische Impulse und die ornamentale Kunst der kleinen Feinheiten. Solche zelebrierten in bewährter Vertrautheit die beiden Regensburger Gitarristen Helmut Nieberle und Helmut Kagerer im Birdland Jazzclub.

Wann je hätte man schon so ein sensibel aufeinander eingespieltes Gitarrenduo gehört, wann je erlebt, dass ein solches Duo immer noch besser wird mit den Jahren gemeinsamen Auftretens, nicht in der Routine des Bekannten erstarrt, sondern immer noch Neues entdeckt und Neues schafft. Blues und Chanson, Musette und Swing, Raffinesse und Reflexion, Leichtigkeit und Substanz fließen ineinander. Das Spiel der beiden atmet den Gleichklang aufmerksamen Zuhörens wie intensiver Zusammenarbeit, gemeinsamen Übens und beharrlichen Entwickelns des Miteinanders. Solo und Begleitung wandern in oft unmerklicher Bewegung hin und her, leise Dialoge entspinnen sich in unaufgeregtem Horchen auf Zwischentöne und in entspannt aufmerksamem Geben und Nehmen. Das Repertoire geht vom Blues – eigens für den Jazzfan und -sponsor Fritz von Philipp – zum späten Django Reinhardt – „Babik“ -, von virtuos präsentierten Jazzstandards zu augenzwinkernd arrangierten Weihnachtsliedern. Solo vertieft sich Helmut Kagerer in eine sensitiv ineinander verschränkte Interpretation von „Tennessee Waltz“ und „Girl Talk“, Helmut Nieberle in ein Medley aus Songs von Kurt Weill, beide Male Sternstunden Jazz-gitarristischer Nuancierung und musikalischer Empfindsamkeit. Schwer fällt danach der Weg aus dem heimeligen Jazzkeller in die Kälte da draußen.