Bis auf den allerletzten Platz ausverkauft war das Birdland zum letzten Konzert des Jahres. Das Gitarrenduo Kagerer-Nieberle zog mit seiner leisen, heiter-melancholischen Musik Stammgäste, Spezialisten und Debütanten gleichermaßen an, sorgte wie alle Jahre wieder für einen erlesenen vorweihnachtlichen Jazz-Abend.

Alles fließt! Zwar gilt: Was wäre Weihnachten in Neuburg, zumindest im Birdland Jazzclub, ohne Kagerer und Nieberle?! Niemand jedoch steigt zweimal in denselben Fluss. Ginge es nämlich nur um die Zelebration des ewig Gleichen, verfehlte das den Sinn des Jazz. Der lebt ja geradezu von der Flüchtigkeit des Augenblicks und seiner unwiederbringlichen Einmaligkeit wie dem darin enthaltenen – in diesem Falle leisen – Abenteuer. Und so erfreuten die beiden Helmuts im Keller unter der Hofapotheke einmal mehr mit Improvisationen ohne Netz und doppelten Boden, spielfreudigem Witz und gelassener Herzensheiterkeit.

Filigran, durchdacht, kultiviert, mit zugleich großem Ernst und unumwölkter Gelassenheit, respektvoll im Umgang mit der Tradition, eigenständig im Stil und Spiel, das alles bei angenehmer Zimmerlautstärke wie sie nur im Birdland möglich erscheint: Was soll man noch schreiben in Neuburg vom traumwandlerischen Zusammenspiel der beiden, was darüber, wie sie die Laufwege des jeweils anderen erahnen, was davon, dass gerade dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – nichts berechenbar erscheint, was auf der Bühne geschieht? Spontan, charmant, im besten Sinne dialogisch spielen sich die beiden Virtuosen die Bälle zu mit so viel Fingerspitzengefühl wie nur zu erträumen ist.

Kein besserer Dritter im Bunde wäre denkbar als Überraschungsgast Stephan Holstein, der mit höchster Wahrscheinlichkeit beste Jazzklarinettist in unseren Breiten. Die zarten Melodien des Klarinettenzauberers mit dem sanft swingenden Sound versprühen Charme, Nonchalance und einen zarten, lebensbejahenden, stillen Optimismus, der gerade in dunklen Tagen so unverzichtbar ist.