Cécile Verny Quartet | 10.01.2009

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Zuweilen erschließt sich ein Konzert vom letzten Song her: Mit „J’aime l’idée“ rundete sich ein Abend mit dem Cécile Verny Quartet, der auf denkbar hohem Niveau die Kunst des gegenwärtigen Jazzgesangs präsentierte und für einen denkwürdigen Jahresauftakt im Birdland Jazzclub sorgte.

Geradesogut könnte man sie auch als Singer-Songwriter bezeichnen, schreibt sie doch fast alle Texte selbst, die sie dann mit umso stärker unter die Haut gehender Intensität interpretiert. Die perfekt harmonierende Musik dazu liefern Andreas Erchinger, der Pianist des Cécile Verny Quartetts, und Bernd Heitzler, dessen Groove-betonter Bass eine bewegliche Grundlage für formvollendete Kunstlieder im Jazzgewand bildet, die Torsten Krill in hoher Feinfühligkeit an Schlagzeug und Percussion begleitet. Melodien von differenzierter Komplexität, schillernde harmonische Gestaltung, ausgefeilte Rhythmen und äußerst geschmackvoll gestaltete Arrangements runden sich zum idealen Transportmittel für die klare, sehr reine und authentische Stimme Cécile Vernys. In nuanciertem Ausdruck, hoher technischer Reife, warmem Timbre und makelloser Intonation gibt sie den Geschichten in den Liedern Leben. Da wechseln optimistische helle Klänge mit leiser Melancholie oder der sanften Zärtlichkeit vertrauter Liebe. Der Brückenschlag von Afrika nach Europa und wieder zurück klingt nahtlos, glaubwürdig und humorvoll an in „K’la“, einer liebevollen Hommage an die sinnliche Fülle des schwarzen Kontinents. „The Fly“ spielt lautmalerisch ein Gedicht des englischen Naturpoeten William Blake nach, das „Regenlied“, Stefan Zweigs Übersetzung eines Gedichts von Paul Verlaine, spiegelt die Traurigkeit, die das Herz zuweilen so unvermittelt wie unvermutet überwältigt, „Amoureuse“ erzählt in befreiender Gelassenheit von einer enttäuschten Liebe. „I would“ träumt von der Zweisamkeit, die in „J’aime l’idée“ so zärtlich erfüllt ist, dass selbst die kälteste Eiszeit nur so davon schmilzt.