Kagerer – Nieberle | 21.12.2012

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Ehrlichere Musik ist kaum vorstellbar. Zwei Musiker, zwei Gitarren, ein Blick vom einen zum andern und los geht’s in den Zaubergarten leise swingender Improvisation. Helmut Kagerer und Helmut Nieberle, vorweihnachtliches Kult-Duo im Birdland zelebrieren die hohe Kunst des Duospiels auf gewohnt exzellentem Niveau.

Zu süffig darf der swing dabei nicht sein, kleine Haken und Ösen, Ecken und Kanten leuchten wie funkelnde Pretiosen im Spiel der beiden, deren unnachahmliche Stärke darin besteht, dass sie Melodien und Ideen nahtlos vom einen zum anderen laufen lassen können.

Auf dreizehn Saiten – Helmut Nieberle spielt die siebensaitige Gitarre – entfalten sich Duke Ellingtons „C Jam Blues“, Tadd Damerons „Gnid“, Hank Mobleys „Take Your Pick“, Django Reinhardts „Manoir des mes rêves“, der Casablanca-Klassiker „As Time Goes By“ oder der gute alte weihnachtliche Tannenbaum in freundschaftlichem Spaß am Miteinander und angenehm unaufgeregtem, dennoch ungemein anregendem Dialog.

Entspannt und ohne irgendwelche Profilierungslüste spielen sie aufeinander zu in wunderbarem Timing: „Don’t Get Around Much Anymore“.

Bei aller Virtuosität geht es nicht um Geschwindigkeitsrekorde oder spektakuläre Soli, einzig um handgemachte Musik, die noch aus millionenfach abgenudelten Weihnachtsschnulzen wie „Merry Christmas“ oder „Winter Wonderland“ kleine Kunstwerke erschafft und sich Ohr, Hirn und Herz gleichermaßen erschließt in jener Leichtigkeit des Seins, der stets ein leises Lächeln innewohnt.

Kann es schöneres geben in der staden Zeit?