Kagerer – Nieberle | 19.12.2014

Neuburger Rundschau | Barbara Sagel
 

„Wenn Kagerer und Nieberle gespielt haben, dann kann Weihnachten kommen.“ Diese Regel gilt für das Birdland in Neuburg, wo die beiden Gitarristen aus Bayern – beide mit Vornamen Helmut, und beide ohne h – sich seit 1991 in jedem Dezember zu einem jazzigen Vorweihnachtskonzert einfinden. Reizvoll jazzig und wohltuend entspannt. Diese scheinbaren Gegensätze vereinen sich bei Kagerer und Nieberle zu einem wunderbaren musikalischen Gesamtkunstwerk. Übergangslos wandern Lead- und Begleitstimme vom einen zum anderen Musiker, erkennbar nur am unterschiedlichen Sound der Jazzgitarren. Während Kagerers Instrument den ganz typischen – in den Höhen etwas „gemutet“ klingenden aber dennoch durchdringenden und voluminösen – Jazzgitarrensound besitzt, klingt Nieberles 7-Saitige insgesamt etwas heller und doch ziemlich pfundig, wenn Nieberle den Bass übernimmt und darauf los walked. Swing-Standards und Bossa-Nummern, Gypsy-Jazz und Czardas – leicht bewegen die Finger der beiden Musiker sich über die Griffbretter ihrer Gitarren – der Groove ist bezwingend. Gleichzeitig klingt das Duo, das bereits seit 30 Jahren gemeinsam musiziert, auch ein wenig beiläufig – im positiven Sinne. So, als wollten die Musiker einmal ausprobieren, was man auf der Gitarre so alles aus einem Stück rausholen kann. Und schließlich erreichen Kagerer und Nieberle natürlich, rhythmisch wie harmonisch, tatsächlich eine sehr beeindruckende Vielfalt und Abwechslung. Vierzehn Stücke lang gelingt es den zwei Gitarristen mühelos, das Publikum aufmerksamst bei der Stange zu halten. Und mit vierzehn Stücken ist es auch durchaus noch nicht getan. Die Zuhörer wollen mehr. Für die erste Zugabe nimmt Nieberle die Ukulele zur Hand. Der folgende Bossa endet wunderschön im zartesten Pianissimo. Mit „Old Folks“ von Willard Robinson verabschieden sich die Musiker schließlich endgültig. „Das ist so schön langsam“, bemerkt Kagerer humorvoll in der Ansage. Da hat er Recht. Dieser Jazzstandard in der Kagerer-Nieberle-Version ist vor allem schön und klingt so „entschleunigt“, um ein Wort zu verwenden, das im Zeitgeist liegt. Nur keine Eile – so könnte man eigentlich das ganze Konzert überschreiben. Ein Weihnachtslied gibt es nicht an diesem Abend im Birdland, aber eine ganze Menge Besinnlichkeit.