Kagerer – Landsberger Quartet | 04.05.2002

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Bereits im März vorigen Jahres konnte Jermaine Landsberger sein „Gipsy Feeling“ im Neuburger Birdland präsentieren. Nun also auf ein Neues – allerdings mit einer wesentlichen Veränderung: An der Gitarre war diesmal Helmut Kagerer zu bewundern, der in Neuburg seinerseits kein Unbekannter ist.

Die vier Musiker auf der Bühne des Birdland Jazzclub vereint zumindest Eines: Den Charakter ihrer Spielauffassung geben sie nirgends einer wohlfeilen Geläufigkeit preis. Weder Kagerers charaktervolle Phrasierung noch Landsbergers ausgedehnte Exkursionen im Reich der 88 Tasten des Bösendorfers, weder Davide Petroccas präzise getimten knackigen Soli am Bass noch die vitalen Raffinessen des lebendigen Schlagzeugspiels von Hendrick Smock verlocken zum schönen Schein. Alle vier setzen in erfolgreicher Homogenität auf Persönlichkeit und Individualität. Man könnte ja auch die Gipsy-Kiste aufmachen und den Zigeunerbaron spielen oder sich durch die gute alte Zeit swingen. Aber wer sich’s einfach macht im Leben, der hat zwar u.U. Erfolg damit, ob er aber damit auch weiter kommt? Das Kagerer-Landsberger-Quartet nutzt dagegen das Naheliegende um in die Ferne zu schweifen, sprich auf der Basis der Tradition modernen Jazz zu spielen, der sich gewaschen hat. Bestes Beispiel vielleicht „My Funny Valentine“: Das Standard-Schlachtross von Rodgers und Hart trabt als Midtempo-Swing an um sich nach und nach einzulassen auf eine so weiträumige wie vielgestaltige Querfeldeinjagd durch eine an harmonischer wie melodischer Abwechslung reiche Landschaft. Das stehen Attila Zoller und Michel Petrucciani wohlwollend am Rande des Parcours und geben lächelnd ihren Segen.