Gibt es so etwas wie Trance-Jazz? Der Einstieg des Jürgen Seefelder – Ingrid Jensen Quintet im Birdland Jazzclub ließ die Frage in so gemessenem Spielfluss aufkommen wie sie der Verlauf des Konzerts beantwortete.
Nein! Spätestens bei „Seraldas Waltz“ löst sich der Traum zum wirklichen Leben: Mit vertracktem Groove und verzwickten Linien erzählt das Stück vom ganz normalen Wahnsinn. Da flattern die Töne nur so durch den Keller bei Ingrid Jensens Flügelhorn-Solo. Jürgen Seefelders meditative Ballade „Return of the Blue“ weckt dann wieder die Sehnsucht nach dem Meer, leise, langsam, winterwarm. Behutsame Musik, durchdacht und herzensmild bieten die Fünf, ohne Hektik, ohne Stress, ohne Zwang. Seefelders warmer Saxophonsound, Rainer Böhms funkelndes Pianospiel, Thomas Stabenows lebendiger Bass und John Whighams agiles Schlagzeug geben den „Birds“ im Birdland dann einen kräftigen Hardbop-Flügelschlag.
„The Man With the Black Hat“ mit seiner ostinaten, wie in Zeitlupe verzögerten Bassfigur wirkt wiederum sehr hermetisch, unergründlich und undurchdringlich – wie eines der dunklen Seerosenbilder Claude Monets in verhangenem Geheimnis und eindrucksvoller Farbgebung auch die „Higher Grounds“. Ein Abend voller Rätsel, Schatten, Ungereimtheiten, Kontraste, spannend und in sanfter Poesie verwirrend schön. Doch so etwas wie Trance-Jazz!