Eric Legnini Trio | 21.11.2009

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

50 Jahre in dreieinhalb Minuten: Länger brauchte Eric Legnini nicht, um von Bill Evans, der großen Ikone des Pianotrios, ins Heute zu gelangen. Der 39jährige Belgier italienischer Abstammung zeigte bei seinem Konzert im Birdland Jazzclub, wie modern ein klassisch swingendes Pianotrio klingen kann.

Art of Piano No. 116: Das Trio ist vielleicht die beste Form, zwei Tugenden in Vollendung zur Geltung zu bringen, ohne die Jazz, ja Musik überhaupt, nicht funktionieren kann: Interaktion und Persönlichkeit, größtmöglicher Ausdruck der Einzelstimmen bei zugleich perfekter Harmonie des Zusammenspiels. Bill Evans, Scott LaFaro und Paul Motian waren in den 50ern die ersten, die das Geheimnis des gleichberechtigten Dreiecks für den Jazz entdeckten. Seitdem gab’s Tausende von Epigonen, aus deren Heer sich herauszuheben gar nicht so leicht ist. Kein Problem für Eric Legnini mit seinen beiden Partnern Mathias Allamane am Bass und Frank Agulhon an der batterie, wie das Schlagzeug auf französisch heißt. In kreativem Fluss und mit markantem Sound – auch ohne das auf der CD häufig eingesetzte Fender Rhodes – zeigen sich die Drei als starke Persönlichkeiten mit einem breiten Spektrum musikalischer Mittel.

Souverän verorten die sich in der Tradition mit Dave Brubecks leicht swingenden „In Your Own Sweet Way“, Thelonious Monks sperrigem „Hackensack“, Duke Ellingtons wunderbarer Ballade „Prelude to a Kiss“, Dizzy Gillespies südlich charmantem Klassiker „Con Alma“ und John Coltranes „Giant Steps“. Das Trio interpretiert die Standards mit offenem Visier, frischer Lauterkeit, Fingerspitzengefühl und lässig gewobenem Miteinander. Wohlige Triokunst, ein Traum für alle Freunde der „Art of Piano“! Markantes Profil zeigen die eigenen Kompositionen, vor allem „Casa Bamako“, eine fröhliche Melodie aus der Feder Legninis mit kindlich freiem, lebensbejahendem Groove. Legnini, Allamane und Agulhon gießen mit neugieriger Spielfreude Optimismus, Phantasie und positive Energie in die novembergrame Seele und geben dabei auch dem Blues ein Lächeln mit auf den Weg.