Ein gut aufeinander abgestimmtes Sextett spielt variablen, gemäßigt modernen Jazz, Thema, Satz und Solo, entfaltet Kompositionen verschiedenster Herkunft und Stilistik von Swing bis Hip Hop zu einem weit aufgefächerten Panorama der Farben, Strukturen, Geschichten. Was mit Paul McCartneys „Can’t Buy Me Love“ beginnt, hat nichts zu tun mit Pop und Nostalgie, eher mit dem permanenten „Change“. Allein die Spielfreude der Akteure sorgt dafür, dass das Geschehen auf der Bühne des Birdland immer in Bewegung bleibt. Nichts nach Schema F, richtig guter Jazz mit satt geschmetterter Trompete, geschmeidig flottem Saxophon, stetig groovendem Bass, abwechslungsreicher Gitarre, blitzgeschwindem Piano und dem mal sensibel swingenden, mal kraftvoll auftrumpfendem Schlagzeug von Joris Dudli, dem Leader.
Kontrastprogramm zu solchem „Blitz und Donner“: Der sensibel vorgetragene Cole Porter Klassiker „Love For Sale“ mit dem überraschend jazzig phrasierenden Jürgen Bachmann als Sänger. Den bringt man eher mit Klassik in Verbindung, seine Lieblingsrolle im gewohnten Sängerleben ist der Sarastro aus der Zauberflöte, für den sein volltönender Bass ja wie geschaffen scheint. Aber auch im Jazzclub macht Bachmann mit erwärmender Stimme bella figura, sauber, sicher, sonor und zunehmend relaxed: „Misty“. Fünf Tage vor Beginn der Neuburger Barockkonzerte erlebt das Birdland in den „Days Of Wine And Roses“ eine lässig präsentierte Visitenkarte des künstlerischen Leiters. Könnte durchaus ein weiteres musikalisches Standbein des Vielbeschäftigten werden, mit nachhaltigem Potential: „Qur Love Is Here To Stay“!
Zurück zum Hardbop des Sextetts, zum knalligen Uptempo von „Jean de Fleur“, später zu „One For The Tradition“, süffiger Mainstream Jazz, der vor allem dann zum Abflug einlädt, wenn Anthony Wonsey über die Tasten des Bösendorfers tanzt oder die Bläser in der Frontline sich heiße Duette liefern. Nicht zu vergessen mit Joris Dudli ein Schlagzeuger, der auch mal einen heißen Rap auf die Bühne legen kann.