Florian Poser’s Brazilian Experience | 30.09.2011

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

In den dreißiger und vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts führte Lionel Hampton das Vibraphon in den Jazz ein und machte es salonfähig. Und so gibt es auch in der  jüngeren Jazzgeschichte immer wieder großartige Musiker, die es als Leadinstrument in ihren Ensembles einsetzen.
Einer diese Musiker ist Florian Poser, der mit seiner Brazilian Experience am Freitag im Birdland Jazzkeller gastierte.

Während Hampton und einige andere Vibraphonisten eher dem Swingbereich zuzurechnen sind, experimentiert Poser mit seiner Formation vor allem mit temporeichen und kraftvollen lateinamerikanischen Melodiefolgen und Rhythmen. Dabei wird er von ausgezeichneten Bandkollegen unterstützt.
Da wären einmal die energiegeladene Rhythmussektion mit Itaiguara am E-Bass und Portinho an den Drums. Dazu kommen der äußerst versierte Gustavo Bergalli an Trompete und Flügelhorn sowie der einfühlsam agierende Klaus Müller am Piano.

Vor allem bei den Posers Eigenkompositionen wie „Questions & Answers“, „Excitation“ oder „Somersault Dance“ geht ganz schön die Post ab und es kann schon mal ein bisschen lauter werden.
Sozusagen als Pendant hierzu gibt es zwischendurch für den Jazz arrangierte klassische Stücke, wie das populäre „Air (Populaire)“ und das quirlige „Sebastian‘s Revenge“ von Bach oder das wunderschön getragene „Listen Amadeus!“ von Mozart. Die meist nur kurz angespielten Themen waren dabei Ausgangspunkt für einige ausgezeichnete freie Improvisationen.

Zum Schluss des Konzertes wird es dann aber sogar noch richtiggehend funkig! Bei Posers „Antonios Dance“ pumpt der Bass und treibt das Schlagzeug uhrwerkmäßig voran; die Trompete erzeugt spitze Töne und das Vibraphon -sorry- vibriert durchdringend und extatisch.
Und als Zugabe legen die Musiker mit dem vertrackten und aufgedrehten „Hindsight“ von Cedar Walton noch eine Schippe drauf.

-Wer hätte gedacht, dass ein Ensemble, bei dem das Vibraphon im Vordergrund steht, so groovy sein kann?-