Wawau Adler Quartett feat. Marcel Loeffler | 24.09.2011

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Ausnahmsweise sei der Rhythmusgitarrist an erster Stelle genannt: Wer Holzmano Winterstein an seiner Seite hat, Urgestein des deutschen Jazz, ein unbeirrter Fahrensmann in Sachen Gypsy-Swing, sicherer Halt jeder Gruppe und zugleich Motor mit stets wacker vorwärts strebender Drehzahl, dem ist der swing garantiert. Anders gesagt: „Der ist wie eine Uhr, im positiven Sinne“, meint Bandleader Wawau Adler. Im Hintergrund dazu der hurtig groovende Bass von Joel Locher, knackig, klar und wieselflink, fertig ist eine Rhythmusgruppe, die ihresgleichen sucht in elastisch beweglicher Verlässlichkeit.

Auf solcher Basis tummeln sich die beiden Solisten wie die Vögel im Wind, zwei Hochseilartisten in den höchsten Höhen. Wawau Adler, einer der besten Sinti-Gitarristen der aktuellen Szene, sucht auf den Spuren Django Reinhardts nach der Essenz des Gypsy-Swing, begibt sich dabei nicht auf die Spuren des Epigonentums, wie so manch anderer, der allein auf virtuose Instrumentenbeherrschung und Feuerwerks ähnlich abgefeuerte Läufe setzt. Selbstredend kennt sich Adler auf dem Griffbrett aus, spielt mit atemberaubender Sicherheit und denkbarer Virtuosität auf der akustischen wie der elektrischen Gitarre. Doch erweitert er das Vokabular sehr reflektiert, spielt weit entfernt vom Schema F. Das macht diesen leichtfüßigen Grenzgänger zwischen Geschichte und Gegenwart so einzigartig: Überlegt und überlegen formulierte Soli, die der Tradition jede Menge Impulse für die Moderne entlocken. Beglückend dazu, wie sich Adler und Kollege Marcel Loeffler am Akkordeon die Bälle zuspielen, aufeinander hören. Auch Loeffler meidet die eingefahrenen Pfade, sucht jene Lösung, die eben nicht als erste naheliegt und sich gerade deshalb als die schönere erweist.