John Marshall – Grant Stewart NY Allstar Quintet | 09.10.2009

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

John Marshalls Plan -straighter und moderner Hardbop in der Tradition eines Horace Silver oder
Donald Byrd- ging auch bei diesem Konzert wieder voll auf. Bereits Anfang 2007 gastierte er schon einmal mit seinem Quintet im Birdland Jazzkeller, allerdings in einer anderen Besetzung.
Lediglich John Goldsby am Bass war dieses Mal noch mit von der Partie. Die neuen Gesichter bzw.
Stimmen sind Grant Stewart am Saxophon, Tardo Hammer am Piano und Jimmy Wormworth an den Drums, wodurch sich auch wieder neue Klangfarben ergaben. Natürlich spielten auch dieses Mal wieder die ausgeklügelten Bläsersätze eine große Rolle. Zusätzlich wurde aber den einzelnen Musikern noch mehr Freiraum für fulminante Soli gelassen, was diesen „Allstars“ nur gerecht wurde.
Und so waren die Musiker in einer Sekunde von null auf hundert. Powertitel wie „Bearcat“, „Tail Wind“ oder „Wail“ wurden nur kurz durch ein, zwei wohlgesetzte Balladen unterbrochen, um sich und dem Publikum etwas Zeit zum Durchatmen zu geben. Im wunderschönen „Deep In A Dream“ von Jimmy Van Heusen (im Quartett ohne Saxophon dargeboten) und in einer brandneuen Eigenkomposition von Marshall im Walzertakt! (Arbeitstitel „¾“) , zeigten die Protagonisten, dass sie auch die leiseren Töne perfekt beherrschen.
In den komplexen Stücken wie „Conception“ oder  „Out Of The Blue“ wurde auch Miles Davis die Reminiszenz erwiesen. Weitere Höhepunkte des Konzerts waren die Hochgeschwindigkeitsstücke „Bro‘ Slim“ von Jimmy Heath mit einem fulminanten Saxophonsolo von Grant Stewart und „I Know That You Know“, in dem Tardo Hammer am Piano raffiniert kurzzeitig durch ein ragtimeartiges Solo das Tempo herausnahm, bevor die Band zum finalen Ende ansetzte.
Zu guter Letzt outete sich Marshall in der Zugabe „I Was A Little Too Late“ von Jay Livingson, das schon Nat King Cole zum Besten gab, auch noch als formidabler Sänger mit Swingpotential.

Fazit: Marshall und sein Quintet sind zur Zeit wohl das Beste, was es im Bereich des Hard- und Bebop gibt. Auf ein Neues, hoffentlich bis spätestens 2011.