John Goldsby’s Nachbar Trio | 13.11.2009

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Schon seit Jimmy Blantons legendären Duetten mit Duke Elligton gilt: Das Klischee vom einsamen Tieftonzupfer im Halbschatten des Bühnenhintergrunds ist längst widerlegt, nicht zuletzt immer wieder auch im Neuburger Birdland Jazzclub. Nicht wenige Bassisten gründeten ihre eigenen Projekte, spannende allemal. So auch John Goldsby!

Der in Köln lebende und in Essen lehrende Bassist der WDR Big Band gehört zu den Vielbeschäftigten seiner Zunft, wird oft und gern gebucht als einer, der einer Band Halt und ihrem Sound Bauch geben kann. Zeit für Eigenes, für Kompositionen, Kooperationen, Improvisationen! Eigentlich stammt er ja aus Louisville, Kentucky. Das liegt am Ohio im amerikanischen Mittelwesten – tiefste Provinz sollte man meinen. Mitnichten! Provinz ist, wo nichts los ist, nicht also in Neuburg an der Donau, nicht in Louisville, zumindest nicht in der dortigen German Town, wo der Jazzclub „Nachbar“ für frischen Wind sorgt. Mindestens zwei exzellente Jazzer sind dort aktiv, offensichtlich Repräsentanten einer nicht unbeachtlichen einschlägigen Szene: Jacob Duncan, Altsaxophon und Jason Tiemann, Schlagzeug.

Mutig ist das, ein Trio ohne Harmonieinstrument, ohne Klavier oder wenigstens Gitarre. Da wird jede Schwäche sofort offenbar, niemand stopft die Löcher, die sich auftun, wenn der Faden spontaner Erfindungsgabe reißt. Goldsby, Duncan und Tiemann haben das drauf. Ohne peinliche Lücken, schwarze Löcher oder Langeweile liefern sie zwei blitzsaubere, abwechslungsreiche Sets ab. Dazu tragen die markanten Themen, zum Teil aus Goldbys, zum Teil aus Duncans Feder, das Ihre bei. Nicht nur! Auch aus einem aktuellen Hit von Lady Gaga macht das Trio eine munter federndes Sprungbrett für so manchen gehechteten Salto mit Schraube. Aus dem guten alten „Lover Come Back to Me“ wird flugs „Never Come Back to Me“ im Hummelflug über die Saiten des Kontrabass‘, fetzig, witzig, spritzig. Ligeti kommt zu Ehren, der Erneuerer der Neuen Musik, und Jim Henson, der Erfinder der Muppet-Show. Von wegen „One in the Basement“ – der Mann im Keller! John Goldsby spielt sich frei, holt aus gründelnden Tiefen den Bass ins Licht: „Space for the Bass“! Falsch übersetzt, doch treffend: Spaß mit dem Bass!