John Abercrombie – Rudy Linka Quartet | 25.10.2003

Neuburger Rundschau | Guido Heineck
 

Die entspannt-atmosphärische Musik des Rudy Linka – John Abercrombie Quartet, die ihre Europa-Tour mit dem Konzert im Hofapothekenkeller abschlossen, hatte die wohlig-wärmende Wirkung von Sonnenstrahlen auf einem Herbstspaziergang.
Man muss wirklich nicht mehr betonen, dass John Abercrombie ein Meister des lyrischen und sphärischen Gitarrenspiels ist und dieses gerne in den von ihm geschätzten Standards verpackt. Auch an diesem Abend wurde ein Paket aufgeschnürt, dass neben Originals auch einige Stücke des Great American Songbook enthielt. So umschmeichelten etwa „My Funny Valentine“ und „All The Things You Are“ das Publikum im Birdland-Jazzclub.
Daneben waren es die Kompositionen seines einstigen Schülers und langjährigen Freundes Rudy Linka, die den Zuhörer sowohl in den Bann zogen als auch zu einer entspannten Atmosphäre beitrugen. Der gebürtige Tscheche mit amerikanischem Wohnsitz hat zudem nicht nur seinem Mentor gründlich zugehört. In den mid-tempi Stücken swingt er elegant wie einst Jim Hall, die lässig daherkommenden Backbeat-Nummern „Rimini“ und „Now we dance“ lassen die musikalische Nähe zu John Scofield erahnen. Hier wird jedoch nicht blutlos kopiert, sondern vielmehr zu einer eigenen stilistischen Stimme zusammengesetzt, die, Schicksal vieler Jazz-Musiker, bislang nur eher wenigen Eingeweihten bekannt ist.
Das an diesem Abend alles locker fließt und scheinbar selbstverständlich wirkt, ist nicht zuletzt der Verdienst der technisch äußerst versierten und zugleich wunderbar zurückhaltenden Mitstreiter, Dan Fabricatore am Bass und Russ Meissner am Schlagzeug. Da wird bisweilen geschnurrt und geshuffelt, dass es eine wahre Freude ist. Die beiden liefern die vitale Grundlage, auf der die beiden Gitarristen dann zu solistischen Höhenflügen ansetzen, die vor Geschmeidigkeit und Melodienreichtum nur so strotzen.
Ob es wohl am Tour-Ende lag, dass im ersten Set ganz selten etwas Abstimmungsbedarf aufkommt, bleibt unklar. Das zweite Set überkompensiert hierfür: In „Rimini“ etwa schaukelt sich eine ‚Gateway’-hafte musikalische Spannung auf und das Intro zum letzten Stück des Abends bietet, sehr funky, ein mitreißendes Wechselspiel zwischen Linka und Meissner. Seiner letzten CD, „Lucky Southern“, stellt Rudy Linka vorweg: „… just sit back, relax and enjoy“. Dem Publikum im Birdland ist dies nicht im geringsten Maße schwergefallen.