Johannes Faber „Das Quartett“ | 17.11.2022

Donaukurier | Karl Leitner
 

Der gebürtige Münchener Johannes Faber, von Beruf Trompeter und Komponist, ist ein Mann mit Vergangenheit. Erwin Lehn’s Südfunk Tanzorchester, das United Jazz & Rock Ensemble, Peter Herbolzheimers Rhythm Combination And Brass, Verantwortlicher für „Jazz im Gärtnerplatz“. Vor anderthalb Wochen wurde er Siebzig.

Das aus diesem Anlass fällige Geschenk machte er sich gleich selber, nämlich die CD „Blue Micol“, gewidmet seiner Familie und Menschen aus seinem persönlichen Umfeld. Beim Konzert im Neuburger Birdland Jazzclub stellt er zusammen mit seiner Band „Das Quartett“, bestehend aus dem Pianisten Jan Eschke, dem Kontrabassisten Thomas Stabenow und dem Schlagzeuger Matthias Gmelin, in der Hauptsache Stücke aus diesem pünktlich zum runden Geburtstag erschienenen Album vor, angereichert mit ein paar Adaptionen. Faber ist ein Trompeter, dem so schnell niemand etwas vormacht. Das merkt man recht schnell an diesem Abend, den der Bayerische Rundfunk für das 12. Birdland Radio Jazz Festival mitschneidet. Die Stücke, die sich inhaltlich auch – wie Faber ausführlich erläutert – mit seiner italienischen Wahlheimat beschäftigen und getragen werden von den beiden grundsoliden Allzweckwaffen am Bass und an den Drums und dem herausragenden Jan Eschke und seinen rasanten Linien, sind zwar straff arrangiert, bieten aber auch Raum für solistische Ausflüge per Trompete und Flügelhorn, in denen immer wieder Fabers Klasse aufscheint.

Toots Thielemans‘ „Bluesette“, Miles Davis‘ „All Blues“ Victor Feldman’s „Seven Steps To Heaven“ und Charlie Mariano’s „Bangalore“ sind in der Tat echte Highlights. Ihnen gegenüber stehen freilich Stücke, in denen Faber als Sänger fungiert. Am „Heart Of Stone Blues“ und an seiner Rolle als Cantautore in „Amore Mio“ gibt es nicht viel auszusetzen, an den Balladen von Burt Bacharach und Leonard Bernstein aber schon. Vermutlich überfordert er durch all die Wechsel von Trompete und Flügelhorn hin zum Gesang und wieder zurück ganz einfach seine Atmung und seine Stimmbänder. Anders sind die vor allem zu Beginn des Konzerts zu beobachtende stimmliche Kraftlosigkeit und die daraus resultierenden Probleme bei der Intonation nicht zu erklären. Überraschend kommt auch die Aussage, sein „21% Blues“, den er in der Zugabe spielt, sei der einzige nicht traurige Blues der Welt. Dass Faber ein derart überholtes wie grundfalsches Klischee wie das von „Blues ist grundsätzlich traurig“ tatsächlich für wahr hält, kann man fast nicht glauben. Aber vielleicht war diese Äußerung ja als Scherz gedacht und wir haben ihn nur nicht kapiert.

Sei’s drum. Das Publikum gratuliert Johannes Faber mit herzlichem Applaus zu seinem Siebzigsten und wir schließen und diesen Glückwünschen gerne an. Und übersenden ebensolche natürlich auch an Thomas Stabenow, der den gleichen Runden vor gerade mal zwei Monaten feiern konnte. Gesendet wird der Mitschnitt des Konzerts von „Das Quartett“ unter dem Titel „All That Jazz“ am Donnerstag, 9. Februar, ab 23:05 auf BR Klassik.