„Es kommt ein Augenblick, in dem man spürt, dass man verwundbar ist.“ Wenn Jörg Hube solch einen Satz aus dem „Nachtflug“ von Antoine de Saint-Exupery rezitiert, dann ist es mäuschenstill im ausverkauften Birdland Jazzclub; kaum den eigenen Atem wagt man zu heben angesichts der Spannung, die sich im Keller unter der Hofapotheke ausgebreitet hat. Der Schauspieler setzte gemeinsam mit dem Stephan Holstein Trio einen gelungenen Auftakt der neuen Reihe „Jazz und Lesung“.
Die Texte wirken durch sich selbst; ohne großartig dramatisierende Theatralik, allein im Vertrauen auf die Kraft des gesprochenen Wortes vertrauend, lässt Jörg Hube teilhaben an autobiographischen und literarischen Texten Antoine de Saint-Exuperys: von der Kindheitserinnerung – „Ich stamme aus meiner Kindheit wie aus einem Land.“ – über Erzählungen vom Nachtflug oder vom Durst nach der Notlandung in der Wüste bis hin zum Brief des Aufklärungsfliegers an die daheim sich sorgende Mutter: Die Textauswahl spannt einen weiten Bogen. „Der herbe Duft der Einsamkeit“ durchzieht die Fragen nach Existenz, Menschlichkeit und dem, was wesentlich ist im Leben: „Die Schätze des Ali Baba sind nichts gegen einen ‚dauernd benutzbaren Brunnen'“.
Das Stephan Holstein Trio ist das ideale musikalische Pendant zum gesprochenen Wort. Stephan Holstein an der Klarinette, Thomas Stabenow am Kontrabass und Vibraphon-Altmeister Wolfgang Schlüter kommentieren, ergänzen, interpretieren die Rezitation mit Hilfe sensibler Standardinterpretationen. Der transparent schwebende Swing der Drei – die Kompositionen dürften etwa in den gleichen Jahren entstanden sein wie die rezitierten Texte – gibt Luft, so Manchem deutlicher nachzuspüren. Die Musik schmurgelt sich behutsam ins Gehör, legt sich zärtlich um die Seele und verspricht Trost den Trostlosen, Halt den Verlorenen und Allen Hoffnung auf eine bessere Zeit: „Die Soldaten sind zum Frieden bekehrt worden, weil sie den Krieg nicht fanden.“