Joe Magnarelli – Dmitry Baevsky Quintet | 17.09.2021

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

Sie waren schon mal da. Im März 2019 als New York Blue Note Quintet. Nur der Pianist und der Bassist wurden wohl aufgrund der gegenwärtigen Reise-Einschränkungen anders besetzt und die Band umbenannt. Das tat der Performance aber keinen Abbruch.

Das Quintett eröffnete mit einem fetzigen Blues. Die beiden Bläser stellten in herrlicher Einigkeit das Thema vor, bevor sich jeder einzeln musikalisch präsentierte.

Erst Bandleader Joe Magnarelli mit knackigem aber warmem Trompetensound, gefolgt von Dmitry Baevsky am Altsaxophon. Bei dem in St. Petersburg geborenen Wahlpariser, der während seines Spiels wie festgewachsen auf der Bühne wirkte, war man ständig überrascht, mit welch präsentem Ton er seine nicht enden wollenden Einfälle auf sein Instrument überträgt. Die Ideen purzelten aus ihm mit viel Gefühl und wohl überlegt wie aus einer Ballmaschine. Hätte er in diesem Höllentempo die Zeit dazu, würde er seine Geschichten bestimmt noch intensiver ausschmücken. Spannend.

Mini Schulz agierte auf einem Kontrabass, der lange Zeit von Buster Williams gespielt wurde – ein Instrument auf dem die tiefe E-Saite anhand von kleinen Kapodastern auf D oder C heruntergestimmt werden kann. So etwas sieht man nicht so oft und wie originell Mini mit dem Bogen hantiert, das hört man nicht so oft, dafür umso lieber.

Bernd Reiter am Schlagzeug ist der Mann, der die Bude zusammenhält. Diese Musik verlangt energische Beckenarbeit und oft harte Schläge. Die Gefahr ist groß, dass der Drummer den Pianisten überdeckt und es ist hohe Kunst die Balance zwischen diesen beiden Instrumenten zu finden. Aber selbst empfindliche Zuhörer mussten zugeben, dass dem Bernd das wieder mal auf vortreffliche Weise gelungen ist.

Und so kam auch Oliver Kent an den weißen und schwarzen Tasten immer wieder voll zur Geltung. Man hörte gerne hin, was der wendige Österreicher dem Publikum darbot wenn er als Solist an der Reihe war.

Den Takt gab Joe Magnarelli an, der in New York lebt und in den Bands vieler Berühmtheiten der Musikwelt seinen musikalischen Fingerabdruck hinterlassen hat, was übrigens auch für die anderen Mitglieder dieser Formation gilt. Wenn er von der Trompete aufs Flügelhorn wechselte und eine Ballade anstimmte und der Schlagzeuger noch mit feiner Besenarbeit einstimmte, dann übertrug sich die Tiefenentspannung von der Bühne in den Saal.

Es war ein typisches Bebop-Konzert, wie es auch in den 1940er bis 1960er Jahren üblich war und bei dem das Publikum die Soli jedesmal mit Applaus quittierte. Die Songs stammten aus den Federn von Harold Mabern, Benny Golson, Jerome Kern oder Joe Magnarelli.

Die Zugabe „Be my love“ von Nicholas Brodszky wirkte wie der lässig improvisierte Abspann nach einer großen Show von der die begeisterten Zuschauer mit Sicherheit noch lange zehren werden.