Die Brüder Rückert sind ja im Birdland keine Unbekannten mehr und haben sich auch international schon einen Namen gemacht. Thomas als Pianist und Jochen als Drummer. Letzterer kam nun mit seinem eigenen, hochkarätig besetzten Jazzquartett in den Jazzkeller.
Rückert stellt beim Konzert unter anderen Songs aus seiner 2011 auf dem feinen Pirouet-Label erschienenen Debüt-CD vor. Diese, wie auch die restlichen Titel sind alles Eigenkompositionen, was für einen Drummer nicht unbedingt alltäglich ist. Auch seine Entwicklung vom etwas schrägen „Elektro-Punker“ zum feinfühligen Jazz-Schlagzeuger ist bemerkenswert. So entwickelte sich im Schmelztiegel
New York, wo er seit Jahren lebt, ein eigener bandspezifischer Sound zwischen Post-Bop, Cool-Jazz und Modern Swing; melodiebewusst, dabei sehr nuanciert und durchaus auch mit Ecken und Kanten.

Rückert hat das Geschehen stets fest im Griff, hält sich aber dezent im Hintergrund und gibt seinen Bandkollegen viel Freiraum für Improvisationen. Der stringent und cool swingende Lage Lund an der Gitarre und der mit einem trocken-klaren und unverwechselbaren Ton ausgestattete Mark Turner am Tenorsaxophon stellen ein ums andere Mal ihre große Klasse unter Beweis und tragen wesentlich zum
eigenständigen Gruppensound bei. Matt Penman am Bass ergänzt das Ensemble mit einem pulsierenden, treibenden Walking-Bass. Nur was Lautstärke und Intensität des Basses betrifft, hätte man sich hin und wieder etwas mehr Zurücknahme gewünscht.
Einzelne Stücke aus diesem kompakten und stimmigen Konzert herauszuheben fällt schwer. Stellvertretend seien hier das hardbopartig swingende „The Itch“ (großartiges Gitarrensolo) oder der wunderbare Jazzwalzer „Cook Strait“ genannt. Nicht zu vergessen, das etwas melancholische CD-Titelstück „Somewhere Meeting Nobody“ das sich auf das Reisen bezieht und den Kern der Sache genau trifft. Ein Jazzer ist ein Reisender, ein ständig nach neuen Ufern Suchender; gerade auch was seine Musik anbelangt.