Jimmy Woode – Nachruf | 07.05.2005

Augsburger Allgemeine | Dr. Tobias Böcker
 

Nun ist auch Jimmy Woode gestorben, nach Niels-Henning Ørsted-Pedersen der zweite Weltklasse-Bassist innerhalb von nur einer Woche. Wie Letzterer war auch Jimmy Woode mehrfach und in verschiedenen Bands in Neuburg zu hören, nicht zuletzt bei dem bewegenden letzten Konzert von Harry „Sweets“ Edison im Jahre 1999.

James Bryant Woode wurde am 23.9.1929 in Philadelphia geboren. Aus der durch Oscar Pettiford und Ray Brown begründeten Tradition hervorgegangen repräsentierte er alle Qualitäten des modernen Bassspiels. Niemand Geringerer als Duke Ellington, zu dessen Orchester Jimmy Woode 1955 stieß, lobte den Bassisten in den höchsten Tönen: „Ganz gleich, in welcher harmonischen oder melodischen Richtung wir uns bewegten, Jimmy Woode war immer schon da. Es entging ihm einfach nichts, er war ständig im Einklang mit unserer Musik.“ Der Bassist, der vor Allem durch seinen großen runden Ton, eine unbestechlich swingende Time und ein außergewöhnliches harmonisches Gespür auffiel, lebte seit 1960 in Europa, lange Zeit in Köln und dann in München, gab der hiesigen Szene unschätzbare Impulse nicht zuletzt als Gründungsmitglied der Kenny Clarke/Francis Boland Big Band und Mitwirkender in diversen Formationen u.a. von Dusko Goykovich. Jimmy Woode hat an einer ganzen Reihe von bedeutsamen Aufnahmen der Jazzgeschichte mitgewirkt,  mit Coleman Hawkins z.B., Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Miles Davis, Ella Fitzgerald, Friedrich Gulda. Der Bassist war über Jahrzehnte hinweg immer auch offen für Neues, sogar für Jazzprojekte des zwischen Genie und Wahnsinn changierenden Komikers Helge Schneider. Nun ist der lebensfrohe Mann, dessen delikate Basslinien immer wieder auch das Publikum im Neuburger Birdland erfreuten, im Alter von 75 Jahren aus einem selten produktiven Jazzerleben geschieden.