Jim Mullen – Helmut Nieberle Sextet | 16.11.2002

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Einfühlsames Zusammenspiel und kultiviertes Temperament zeichneten das Gastspiel des Jim Mullen – Helmut Nieberle Sextett im Birdland aus. Nach ihrem Gig im November 2000 warteten die sechs Musiker wiederum auf mit einem entspannt und transparent groovenden Konzert zwischen Bebop, Swing und Cool.

Dizzy Gillespies „Blue & Boogie“ kocht heißen Bebop auf starker Flamme eines Unisono, das den Soli Power und Atem gibt. Helmut Nieberles Gitarre ist dem späten Django Reinhardt so nahe wie dem frühen Wes Montgomery, vereinigt Feuer, Phantasie und Milde zu einer komplexen eigenen Stilistik. Jim Mullen flicht in seine Soli eine Vielzahl von Ideen, Gedanken, Zitaten, die plötzlich in der Luft liegen in frappanter Gegenwärtigkeit und feinfühlig geerdeter Emotion. Nieberle wie Mullen bleiben frei von jedweder nur artistischen Griffbrettakrobatik, dienen den Stücken mehr, als dass sie über sie herrschen wollten, entfalten so in eleganter Offenheit ein Erleben, in dem sich der raue Wind aus den Straßenschluchten New Yorks mit der weichen Brise des Pazifik mischt. Scotty Gottwalds subtil bewegliches und unaufdringlich präsentes Drumming bereitet gemeinsam mit dem exzellenten zurückhaltenden Bassspiel Christian Dieners den geradezu idealen Background zu einer Frontline, deren Stärke in ihrer transparenten Vielgestaltigkeit liegt. Zu letzterer trägt Bob Rückerl mit einem süffigen Baritonsaxophon und einer delikat abgestimmten Bassclarinette in liebenswürdig wärmender Entspannung das Seine bei. „No Moon At All“ oder „Young And Foolish“ leben nicht zuletzt vom sensitiven Gesang Charly Meimers, der sich an Nat King Cole anlehnt zwischen samtblau swingendem Stil, leichter Ironie und der unmittelbar ansteckenden Fröhlichkeit einer wohlschmeckend zubereiteten „Frim Fram Sauce“.