Jeremy Pelt Quintet | 13.02.2015

Donaukurier | Karl Leitner
 

Wenn es ihm an einem Ort besonders gut gefalle, schreibe er ganz einfach einen Song über ihn, sagt der kalifornische Trompeter Jeremy Pelt. Die ersten beiden Kompositionen bei seinem Konzert im Birdland sind beispielsweise auf seiner gegenwärtigen Tournee entstanden gerade mal zwei Wochen alt. Besonders „Ascona“, ein wunderschönes Stimmungsbild über einen Spaziergang am Ufer des Lago Maggiore, hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck.
Im Übrigen ist Pelt ist ein Chamäleon. In den vergangenen Jahren hat Manfred Rehm vom Birdland ihn schon mehrfach eingeladen, und jedes Mal wieder zeigt er trotz seines eigenen, unverkennbaren Stils in der Nachfolge der Hardbop-Legenden Freddie Hubbard und Lee Morgan andere Facetten seiner Musik. Dass sich in einer Band freilich quasi fünf Seelenverwandte zusammenfinden wie im aktuellen Falle seines „Jeremy Pelt Quintets“, konnte selbst er nicht vorab wissen. Das ist ein Glücksfall. Bereits mit dem ersten Takt läuft die Combo auf Hochtouren und bietet energiegeladenen Mainstream und Modern Jazz in Vollendung. Das verwundert nicht, denn mit dem Bassisten Peter Washington, dem Pianisten Danny Grisett, dem Vibraphonisten Steve Nelson und dem Schlagzeuger Bill Stewart verfügt er über nicht nur renommierte und in Jazzkreisen hoch geschätzte Mitstreiter, sondern eben auch über Kollegen, die sich unter einander blind verstehen. Man merkt das deutlich bei den Übernahmen, den Antworten des einen auf die Ideen des anderen, durch die blitzschnelle Reaktion auf spontan beschrittene Wege des jeweiligen Gegenübers.
Das nach einem Zitat Pablo Picassos benannte „Everything You Can Imagine Is Real“, das ebenso brandneue „Nephthys“ vom Album „Tales, Musing And Other Reveries“, das in der kommenden Woche überhaupt erst auf den Markt kommt, das aus der Feder von Duane Eubanks stammende „As Is“ –  das sind die Highlights dieses großartigen Konzerts. Und wer danach unverständlicherweise immer noch Zweifel hegt, dem werden sie endgültig ausgetrieben mit einer atemberaubenden Version von „We See“ von Thelonious Monk, bei der alle Beteiligten als Solisten sämtliche Register ziehen.
Ein überragendes Konzert, ein begeistertes Publikum im Birdland und ein mit dem Ablauf des Abends völlig zu Recht sichtlich zufriedener und entspannter Jeremy Pelt, der sich anscheinend wieder mal so richtig wohl fühlt im Birdland. Sollte er in Bälde eine neue Komposition mit dem Titel „Newcastle on Danube“ im Programm haben, würde das niemanden verwundern.