Jeremy Pelt Quintet | 13.02.2015

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Es ist das Verdienst der 80er und frühen 90er Jahre, dass der Jazz es wieder schaffte, Anspruch und Zugänglichkeit zu vereinen. Die damals jungen Löwen besannen sich auf die Wurzeln, ohne dabei wirksam die Errungenschaften der Moderne leugnen zu können, zunehmend auch ohne sie leugnen zu wollen. Einer, dem das in beispielhafter Weise gelingt, ist der 38jährige Trompeter Jeremy Pelt, fast schon Stammgast im Birdland. In einer ungemein virtuosen Aktualisierung der Hardbop-inspirierten Tradition zeigte er einmal mehr, wie intensiv das Motto des Clubs gilt: „Jazz lives!“

Ein Quintett handverlesener Meister stand da auf der Bühne des Neuburger Jazzclubs und brachte temperamentvollen, quirligen, spritzig perlenden Jazz zu Gehör. In ausgezeichnetem Zueinander von Freiheit und Bindung gaben Komposition und Improvisation, Interplay und Solospiel an Hirn, Herz und Ohren weiter, was aktueller Mainstream Jazz nur bieten kann.

Das Repertoire verortete sich zwischen Thelonious Monks „We See“ und Duane Eubanks „As Is“, erfreute auch in den zahlreichen Originals durch intelligent aufgebaute Themen, ausgefuchste Improvisationen, fluide swingende Beweglichkeit und kompakten Groove, dargeboten von Musikern, die den Sound Amerikas nur so aus dem Ärmel schüttelten.

Allen voran zeigte Jeremy Pelt, dass er sämtliche Register der Trompete beherrscht, die Tradition von Louis Armstrong über Lee Morgan und Freddie Hubbard aus dem Effeff ins Heute bläst und mit eigenem Fingerabdruck zeichnet. Steve Nelson am Vibraphon erwies sich als schier übersprudelnder Dialogpartner, dies in trautem Miteinander mit Danny Grisett am Piano. Peter Washington mit satter Harmonik und federndem Groove am Bass und der immer wieder bemerkenswert eigenwillige Billy Stewart am Schlagzeug sorgten für einen stets bewegten Hintergrund.

Allesamt überragende Techniker mit wunderbarer kreativer Phantasie, und irgendwie schlich sich immer deutlicher der Gedanke ein, dass, aller Eigenständigkeit europäischer Beiträge zum Trotz, das Herz des Jazz eben doch und immer noch in Amerika schlägt.