Jeremy Pelt Quintet | 09.04.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Hip und heiß! Astreinen Hardbop der klassischen Moderne bot das Jeremy Pelt Quintet im Neuburger Birdland. Dabei zeigten die fünf Musiker auf der Bühne des Jazzkellers: Das Herz des Jazz schlägt immer noch am kräftigsten in New York.

Überwältigend ist die an Freddie Hubbards beste Tage erinnernde Virtuosität des 33jährigen Trompeters Jeremy Pelt, der auch sonst kaum einen Vergleich mit der Jazzgeschichte scheuen muss, so rasant, so eigenständig, einem Feuerstrahl gleich sprudelt, purzelt, strömt die unerschöpfliche Fülle seiner Musikalität aus dem Instrument. „Backroads“, der erste Titel der Abends, gibt durchaus ein Motto: Nirgends ist die Reise so offen wie beim ersten Schritt, nirgends sprudelt der Fluss so hurtig, frisch und quicklebendig wie nahe der Quelle.

Pelt orientiert sich an der Musik der Väter, sein jüngstes Album „Men of Honor“ hat er von keinem geringeren als der einschlägigen Studiolegende Rudy van Gelder produzieren lassen. Das Quintett spielt in klassischer Besetzung, stilistisch klar verortet in der Tradition des Hardbop, wie sie vielleicht kein anderer besser repräsentiert als der große Talentschmied Art Blakey, der Ende der 50er Lee Morgan zu den Seinen zählte.

Was die Band um Jeremy Pelt aus solchem Erbe macht, ist aller Ehren wert: Lebendige, schneidige, anspruchsvolle Kunst für’s Hier und Heute, keine „Jazz ist die Klassik Amerikas und gehört nur uns allein“-Ideologie, sondern offene, klare mitteilsame Musik aus der Mitte der Persönlichkeit: „Phoenix“ mit Power, Tempo, funkenstiebender Energie und politischem Anspruch. „466-64 (Freedom Fighters)“ bezieht sich auf die Gefangenen-Nummer Nelson Mandelas.

Jeremy Pelt an Trompete und Flügelhorn, JD Allen am Tenorsaxophon, Xavier Davis am Flügel, Dwayne Burno am Bass und Gerald Cleaver am Schlagzeug bilden ein hart swingende Großstadt-Band der absoluten Spitzenklasse, bieten „Brooklyn Bound“ alles, was das Herz begehrt: Biss und virtuose Eloquenz in den Soli, kompakten Groove, ein perfekt aufeinander abgestimmtes Räderwerk, wie es sich immer noch nur in den USA zusammenfinden kann.