Jeremy Pelt Quartet | 16.04.2004

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Rasanz war angesagt, schon im Vorhinein. Der „Schnelle Brüter“ und Rising Star Jeremy Pelt lockte dementsprechend viele Fans der lebhafteren Sorte improvisierter Musik in den Keller unter der Hofapotheke in der Neuburger Altstadt. Es erwartete sie eine mit fürwahr nuklearer Hitze geschwängerte Luft und ein äußerst temperamentvolles Jazzquartett, in dem der auch erst 27jährige Trompeter als Seniorpartner mit drei jungen Wilden um die Wette spielte und jede Menge Energie in den Äther blies.

Der Rising Star aus Kalifornien brilliert mit exakter Attacke im Ansatz, gleißendem Sound, glitzernden High-Note-Girlanden, virtuos eingesetzter Technik und Klangkultur sowie einem Spielwitz, dessen Ideenreichtum ihm seinerzeit in Mintons Playhouse jede Menge anerkennendes Fingerschnippen eingebracht hätte. Dabei beschränkt sich der Feuerwerker und up-tempo-Hexer an der Trompete nicht allein auf’s Funkensprühen in seinen eigenen Kompositionen „21½“, „Suspicion“ oder den „Streetlights“ aus der Feder seines Giarristen Mike Moreno. Wie Magma gleißt die Glut in Blues und Balladen – deren schönste „But Beautiful“ Pelt einem bei wunderbaren Wetter verbrachten Tag in Neuburg an der Donau widmet – in schillernd changierender Farbenpracht. Begleiten lässt sich der Trompetenvulkan von einem reichlich schwungvollen Trio, in dem vor Allem Jungspund Tommy Crane am Schlagzeug mit einer Überdosis Espresso angetreten zu sein scheint: „Man sagt ja oft von mir, ich wäre ziemlich lebhaft“, meint der Bandleader schmunzelnd, „aber da müsst ihr erst mal diesen jungen Kerl hören.“ Crane beharkt sein Set, vor Allem die Bassdrum mit derart beharrlicher Nachdrücklichkeit, dass er seinem Spitznamen alle Ehre macht: „The wild one!“ Dass er Potential auch als Komponist besitzt, zeigt ein Stück, das er jeden Abend neu benennt, diesmal „Finding Stephanie“. Derek Nievergelt am Bass setzt die Jungs von hinten immer wieder fleißig unter Dampf mit wuchtigen Grundierungen und brodelnden Motivketten. Gitarrist Mike Moreno fegt über das Griffbrett so weit die Saiten halten wie ein Feuermelder auf einer 600er Dukati. Bei all dem entsteht eine ebenso heiß wie zuweilen hermetisch vor sich hin kochende kritische Masse, deren Kernschmelze jeden Moment unmittelbar bevorzustehen scheint.