Jeremy Pelt – Louis Hayes Quartet | 10.02.2017

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Heuer wird er 80, aber wie an so vielen Beispielen zu ermessen: Musik hält jung, vor allem Jazz! Louis Hayes trommelt sich seit mehr als 60 Jahren über die Bühnen der Jazzwelt. Er hat mit allen Großen gespielt, immer einer der besten seiner Zunft. „Und er altert kein bisschen“, sagt Trompeter Jeremy Pelt, der ihn immerhin auch schon seit der Zeit der jungen Löwen kennt. Das ist über zwanzig Jahre her, was dem Kenner viel über die Musik sagt, die die beiden mit ihrem Quartett ins Birdland mitgebracht haben. Lupenreinen Hardbop gab’s, in dem der rauchgeschwängerte Spirit der Jazzkeller aus den 50ern sich im eleganten Ambiente des konzertanten Jazz der 90er entfaltet.

Pelt zelebriert aktiven Respekt vor der Tradition, nicht nur vor der Musik, auch vor der Person. Immer noch spricht der Jüngere über den Älteren in liebevoller Ehrfurcht als „Mr Hayes“, zollt Aufmerksamkeit auf höchstem Niveau des Zusammenspiels. Kein „schneller, höher, weiter“ dominiert den Abend. Keiner der vier Musiker auf der Bühne muss irgendwem irgendwas beweisen. So ist nach dem „Easy Walker“, den Louis Hayes schon 1956 gemeinsam mit Oscar Petersen auf Newports Festivalbühne zum Besten gab, die schimmernde Ballade „We Kiss In A Shadow“ der stille Höhepunkt des ersten Sets. Danny Grissett streichelt die Tasten des Bösendorfers förmlich, Dezron Douglas lässt erdenschwere Noten aus dem Bass tropfen, Lous Hayes pinselt am Schlagzeug leise Pastelle und Jeremy Pelts Trompete träumt sich durch die Nacht.

Nicht jedoch, dass die Träumerei überwöge. Es geht auch ganz anders ab, in Wayne Shorters „Seeds Of Sin“ etwa, auf den Spuren Donald Byrds oder mit Freddy Hubbard, so dass die Funken stieben wie weiland in der guten alten Zeit, packend futurisiert und mit Spaß und Spannung ins 21. Jahrhundert gebeamt, Generationen übergreifend virtuos, heiß und pulsierend: „Happy Times“ im Birdland!