Jeff Hamilton Trio | 20.05.2006

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

The best things happen. Die besten Sachen passieren einfach. Zuweilen erschließen schon die ersten zwei, drei Takte eines Konzerts, was noch kommt. Der Analytiker hätte da schon gehen können. Der Genießer blieb tunlichst. Er hätte was verpasst. Allein die ersten Streicheleinheiten, die Jeff Hamilton im Birdland seinem Drumset verpasste, hätten gereicht um die Zuhörer dem Zauber des swing erliegen zu lassen.

Geschmeidig, elegant, angenehm weich und von leichtem Seidenglanz umhüllt ist das Spiel eines Drummers, wie es wohl nur wenige auf diesem Planeten gibt. Jeff Hamilton ist der vollendete Gentleman des Jazzschlagzeugs. Gemeinsam mit Tamir Hendelmann am Piano und Christoph Luty am Bass bildet er ein Trio der Extraklasse, das gar nicht erst den Anspruch erhebt, das Rad neu zu erfinden, es jedoch so rund rollen zu lassen wie es irgend geht, was mit Standards wie „Polka Dots & Moon Beans“, „Autumn Nocturne“, „I’ve Never Been In Love Before“, „Little Old Lady“ oder der Benny Green gewidmeten Hommage „Bennissimo“ in glücklichster Weise gelingt.

In besonderen Momenten wirkt ein Pianotrio wie ein schwebendes Dreieck in einem Mobile von Alexander Calder, fragil und stabil zugleich, beweglich und klar verankert, von zarter Gestalt und farbiger Kraft. Das Jeff Hamilton Trio verfügt dazu über einen beinah schon sensationellen swing, der nicht allein vom Leader ausgeht, sondern sein Geheimnis aus der Mitte eines Zusammenspiels schöpft, das seit gut fünf Jahren Zeit hatte, sich zu finden und zusammenzufinden. Tamir Hendelmann besticht am Bösendorfer mit flüssiger süffiger Eloquenz und melodischer Phantasie, einen Touch spritzig forscher Highspeed-Rasanz, Klarheit, Drive, unwiderstehlicher Brillanz im Anschlag und, was insbesondere in den Balladen zum Ausdruck kommt, einer gehörigen Portion sensitiven Fingerspitzengefühls. Christoph Lutys Bass klingt dagegen zunächst wenig spektakulär, wiewohl dem aufmerksamen Hörer weder der voluminöse, gleichwohl sehr präzise, zuweilen fast perkussiv anmutende Sound entgeht, noch die Stabilität und ungeheure Zuverlässigkeit seiner rhythmischen Impulse. Jeff Hamilton selbst wird seinem Ruf als Meister des subtilen swing und des hochmelodiösen Schlagzeugspiels wieder einmal mehr als gerecht, setzt mit dem nur am Schlagzeug gespielten Klassiker „Caravan“ einen fulminanten Schlusspunkt.