Jeff Hamilton Trio | 07.04.2000

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Feinste rhythmische Nuancierungen, den Swing im kleinen Finger, Dynamik in ihrer sensitivsten Form, das erlebten die Zuhörer im wieder einmal ausverkauften Birdland Jazzclub beim Konzert des Jeff Hamilton Trio. Der Superdrummer definiert eine ganze Menge vom Status Quo der Art of Drumming, und das nicht ohne die nötige Prise Entertainment.

Oft sind es die leisen Töne, die gerade die Schlagzeuger faszinieren. Jeff Hamilton ist ein Meister der Reduktion, der Stille, des bewußten Spiels auf seinem Instrument. Der „Easy Walker“ beherrscht den Zauber sanfter Rhythmen, streichelt sein Schlagzeug förmlich mit den Besen. Aus dem Beatles-Song „Here, There and Everywhere“ macht das Jeff Hamilton Trio eine sinnlich schimmernde Perle im weichen Mondlicht, Hamilton arbeitet sich durch ein komplett freihändig getrommeltes Solo in Strukturen hinein, wie sie archetypischer und gleichzeitig aussagekräftiger nicht sein könnten. Atemberaubende Augenblicke baut er auf, dehnt die Zeit, Intensität, die sich steigert bis in erlösende Momente der Entspannung. Im Zusammenspiel mit seinem langjährigen Partner Lynn Seaton am Bass setzt er gegenläufige Grooves und komplementäre fore-beats, die einen fast magischen Sog erzeugen Schritt für Schritt hinauf zu einem Zeitgefühl außerhalb jeglicher Meßbarkeit.

Ein Erlebnis in Neuburg an der Donau bewegte ihn zu einer Komposition, die wohl den Höhepunkt des Konzertabends markierte. Seinen Mantel hatte er vor einigen Jahren nach einem privaten Konzert beim Gastgeber vergessen – mitsamt Hotelschlüssel. So irrte er dann nachts um drei in einer wahren Odyssee durch Neuburg, kam schließendlich glücklich zu seinem Schlüssel und konnte sich zur Ruhe begeben. „Old Man Fluss“ ruft humorvoll die Groteske einer Situation ins Gedächtnis, wie sie nur das Leben selbst erfinden kann.

Lynn Seaton zeigte sich am Kontrabaß als kongenialer Partner, der in seinen Soli – wie in „Angel Eyes“ – vor allem mit perfekter Bogentechnik glänzte. Der junge Tamir Hendelman am Piano hatte es angesichts der geballten Präsenz der beiden perfekt harmonierenden Überväter schwer, sich in Szene zu setzen. Bescheiden und korrekt spielte er seine Rolle als Begleiter des großen Stars, ließ dabei jedoch durchaus erkennen, daß in ihm eine Menge Potential steckt, das nur darauf wartet, sich zu einer eigenständigen Sprache zu entwickeln.