Jean Philippe Bordier Quartet | 25.03.2022

Donaukurier | Karl Leitner
 

Das Quartett des Gitarristen Jean Philippe Bordier aus Paris, das er seit einigen Jahren zusammen mit dem Organisten Guillaume Naud, dem Vibrafonisten Pascal Bivalski und dem Schlagzeuger Andreas Neubauer unterhält, ist eine deutsch-französische Kooperation, die man in der Hauptsache in den beiden Nachbarstaaten links und rechts des Rheins zu hören und zu sehen bekommt. Zum Beispiel an diesem Abend auch im Birdland Jazzclub in Neuburg.

Die Fakten zuerst: Die Band spielt nur eigene Kompositionen aus bislang erschienenen drei Alben, sieht sich selbst stilistisch in der Tradition eines Wes Montgomery, eines George Benson und des Rare-Groove – wobei Bordier sich vor allem an Kenny Burrell, seinem großen Vorbild, orientiert – und bevorzugt ein zwar elektrisch verstärktes, aber, auch wenn es mal ein klein wenig in Richtung Funk oder Soul geht, dennoch weiches, warmes Klangbild.

Das Markenzeichen Bordiers als Komponist und damit der ganzen Band sind die Melodien, die Themen von Stücken wie „Valse For Dumé“, „Mr. Hap“ oder „African Bolero“, in die man sich glatt verlieben könnte, die sich im Gedächtnis einnisten. Ein ums andere Mal eröffnen Bordier und sein Kollege am Vibrafon unisono ihre Stücke, unterlegen ihnen als Basis Harmonien, auf denen man sich als Zuhörer gerne niederlässt, zurücklehnt und anschließend wohlig treiben lässt. Auch wenn es mal in Richtung Latin geht, bleibt doch – und das ist das zweite Erkennungsmerkmal der Band – alles in gleichmäßiger Vorwärtsbewegung. Die Stücke scheinen quasi zu fließen, es gibt keine absichtlich eingebauten Brüche, keine abrupten Wechsel. Bereits zu Beginn einer Nummer wird die Richtung vorgegeben und man weiß ziemlich genau, was in den nächsten fünf oder sechs Minuten auf einen zukommt.

Ja, diese Musik ist auf verführerische Weise angenehm. Es gibt Passagen, für die man sich eine „Repeat“-Taste wünschte, die man immer wieder aufs neue hören und genießen möchte. Im ersten Abschnitt spielt das Ensemble noch ein wenig verhalten, nach der Pause nehmen Dichte und Intensität deutlich zu. Die Stücke laufen mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks, der Bandmotor schnurrt gut geölt dahin und im Gewölbe unter der ehemaligen Hofapotheke beschäftigen sich fast alle mit der Tätigkeit des kollektiven Fußwippens.

In der Tat, es ist ein unaufgeregter, ein entspannter, relaxter Abend im Birdland, einer mit hohem Wohlfühl-Anteil, der Leichtigkeit verströmt. Die passgenau eingefügten Soli, wobei hier vor allem Bordier selbst besonders einfallsreich zu Werke geht, die Grooves, der Sound, es fügt sich alles logisch zusammen zu einem in sich schlüssigen Gesamtbild, das dem Empfinden gut tut, aber auch in jeder Phase Originalität und Kreativität verrät. Und zudem Sinn für Humor. Auf die Idee, einen rasanten Shuffle ausgerechnet Eugène François Vidocq, dem berühmtesten Kriminellen und später wichtigsten Kriminalisten der Ära Napoleon Bonapartes zu widmen und mit dessen Nachnamen zu betiteln, muss man schließlich erst mal kommen.