JazzArt | 18.02.2023

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

Seit 2016 spielt die Band JazzArt in der aktuellen Besetzung zusammen – mit einer langen Unterbrechung, weil ein Virus dunkler Herkunft unbedingt auch das kulturelle Leben lahmlegen wollte. Jetzt sind die fünf Musiker Werner Lecheler (Piano), Christoph Hoffmann (Vibrafon), Markus Haninger (Saxofon, Klarinette, Gesang), Reinhard Lecheler (Bass) und Gerhard Kiffe (Schlagzeug) erstmals in den heiligen Jazz-Hallen des Birdland-Clubs aufgetreten. Eine regionale Band an der Stelle, wo regelmäßig weltbekannte Formationen das Publikum begeistern.

Das ist für die fünf JazzArt-Enthusiasten eine Ehre. Und vor allem eine Herausforderung. Das Quintett nahm diese „Challenge“ mutig und mit einer Spiellaune in die Hand, die über den ganzen Konzertabend hinweg trug. Und mit einer klugen Strategie: JazzArt pflegt einen klaren, feinen Sound als musikalisches Kollektiv, solistisch glänzen vor allem Saxofon und Vibrafon. Die ganz großen, virtousen Soli durch alle Instrumente hindurch überlässt dieses Quintett den „normalen“ Birdland-Gästen aus der Championsleague des Jazz.

JazzArt spielt seine Qualitäten aus, auf dem grundsoliden Fundament der Ryhthmus-Gruppe aus Bass und Schlagzeug, veredelt durch einen Mann am Flügel, der mit wenig Brimborium, aber großer Wirkung die Akzente in Harmonie und Melodie setzt. Die Lecheler-Brüder und der Schlagzeuger Gerhard Kiffe hauen nirgends so richtig rein, da wird wirklich musiziert, mit dem nötigen Schuss Improvisation und dem Willen, eine eigene Interpretation zu wagen. Ein virtuos beschlagener Markus Haninger und ein feinfühliger Christoph Hoffmann am Vibrafon legen über diese Edel-Basis ihre Blitzlichter.

Vibrafon und Tenor- oder Alt-Saxofon, das geht ja nicht so ohne weiteres zusammen. Die Klangfarben kommen aus unterschiedlichen Welten. Haninger und Hoffmann lösen diese Aufgabe überzeugend, in der Dynamik fein abgestimmt, mit leichtem Swing und klarer Intonation – auch in den flotten Terzen-Parallelen, die für jede Art von Instrument ihre Tücken haben. Bei Nummern wie „I need you“ oder „Vamp party“ (eine witzige Eigenkomposition von Gerhard Kiffe) legt sich ein ganz eigener Sound in das Kellergewölbe, den man so nicht von vielen Jazz-Combos zu hören bekommt. Markus Haninger als Sänger mit seiner sehr sonoren Bass-Lage trägt zum Gesamteffekt Entscheidendes bei – kraftvoll, aber nicht zu forciert und innig bei den lyrischen Passagen.

Wie viel Substanz JazzArt über die Rampe bringen kann, wird vor allem in den vielen Eigenkompositionen Werner Lechelers hörbar. Der ehemalige Musikpädagoge an der Maria-Ward-Schule, Tonsetzer mit inzwischen über 50 Kompositionen, Chorleiter und Jazz-Pianist prägt das Programm mit seiner musikalischen Gedankenwelt.

„Time is running“ machen die fünf Jazzer zu einem originellen, knackigen und im Detail verblüffenden Song über ein Phänomen, das man nicht aufhalten, sondern höchstens an den Hörnern packen kann. Der Titel „Achterbahn“ gibt vor allem dem Saxofonisten alle Gelegenheit, musikalisch gekonnt auszuflippen. Aus dem oft und oft gehörten „Freude, schöner Götterfunken“ aus Beethovens 9. destilliert Lecheler ein aller Emphase entkleidetes, frisches Verwandlungssstück. Das Thema klingt immer wieder ein bisschen anders an, für ein paar Töne, entschwebt dann und kommt von irgendwo her wieder zurück. Das ist gekonnt gemacht und gekonnt interpretiert.

Dass manche neuere Komposition noch nicht von allen vollständig angeeignet ist, kann man gelegentlich spüren. Das ist normal und wird sich ändern. Auf jeden Fall bis zum nächsten Konzert von JazzArt im Birdland, auf das die Zuhörer hoffentlich keine sechs oder sieben Jahre mehr warten müssen.