Jane Bunnett & Maqueque | 07.11.2021

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

„Havanna by the nighttime“, so lautet einer der Titel, mit denen das Frauenpower-Ensemble Jane Bunnett & Maqueque den Birdland Jazzkeller aufgemischt haben. Die sechs Musikerinnen, alle instrumental und als Sängerinnen mit Leib und Seele dabei, versprühen ein Feeling, das es so vielleicht nur in der Hauptstadt Kubas, auf den Straßen von New Orleans und anderen musikalischen Hotspots gibt – oder mal gegeben hat. Dieser Sound geht direkt in Herz und Hirn, er fährt einem in die Beine und bringt den ganzen Körper in einen anderen Aggregatzustand.

So weit, so mitreißend. Man muss aber auch konstatieren, dass die überschießende Power dieses Sextetts, die unbändige musikalische Energie der Jazzerinnen aus Kuba, den USA und Kanada denRahmen des Birdland Kellers manchmal gesprengt haben. Profan gesagt: Was vor allem Naile Sosa am Schlagzeug veranstaltete, war oft zu laut für diesen Raum, auch Tailin Marero am E-Bass hätte sich eine Gefallen getan, wenn sie das Volumen ihrer Grundtöne etwas heruntergeregelt hätte.

Schade war vor allem, dass bei einigen Songs die musikalisch herausragende Pianistin Danae Olano und auch die Solo-Sängerin Joanna Majoko mit ihrem Reichtum an Klangfarben und Emotion fast überdeckt wurden. Da ging einiges unter, was nicht hätte untergehen sollen.

Dies alles schmälert den starken Eindruck von Jane Bunnett & Maqueque, aber es war mit Blick auf den insgesamt mitreißenden Auftritt zu verschmerzen. Der Begriff „Maqueque“ bedeutet so viel wie „spirit and energy“, und genau dieses beiden Welten blühen in der Musik dieser Band auf. Das Auditorium wird sehr schnell in einen betörenden Sound hineingezogen, nach ein paar Tönen und Akkorden spaziert man gefühlt durch die nächtlichen Straßen von Havanna, von überall her mit Rhythmus, Drive und einem Gesang auf vitaler Kraft und leicht elegischem Unteron umhüllt.

Dazu trägt die Vokalsolistin Joanna Majoko einen großen Anteil bei. Ihre Stimme ist strahlend, klar und samtweich, auch in hoher Emotion überzieht sie nicht, aus ihrer Art des Singens könnte man eine ordentliche musikalische Farbenlehre herauslesen. Wenn alle sechs mitsingen, ist sie nicht mehr die Anführerin, sondern reiht sich mit generöser Geste ein, um dann gleich wieder die Chefin auf der Bühne zu sein – aber eben eine sehr angenehme Chefin.

Jane Bunnett selbst, als Bandleaderin am Sopransaxofon wie an der Querflöte gleichermaßen virtuos, setzt mit ihren Improvisationen markante musikalische Zeichen, sie drüngt aber nicht wirklich ins Rampenlicht, sondern lässt die andren glänzen. Am schönsten die Pianistin Danae Olano, die das Klanguniversum des edlen Bösendorferflügels ausschöpft. Ihr zuzuhören, ist ein intellektueller Spaß, der leider manchmal von der ungebändigten Lautstärke der anderen getrübt wird.

Der Flügel war an diesem Abend auf der kleinen Bühne des Birdland-Clubs fast versteckt, und die Pianistin brachte ihre musikalische Qualität auf eine zurückhaltende, fast bescheidene Art über die Rampe. Mehr sein als scheinen, Dana Olano verkörpert dieses Motto geradezu. So gesehen stand der Flügel im Zentrum, auch wenn er real an den Rand gerückt war.