Ein Neobop-Feuerwerk der Extraklasse lieferten Rising Star Irvin Mayfield und seine Band im Neuburger Birdland ab. Die fünf Youngster legten einen mitreißenden Gig voller Spielfreude und Leidenschaft ins Gewölbe des Jazzkellers, aus dem sie das Publikum erst nach mehreren Zugaben entließ.
Jung, smart, hip und in jeder Hinsicht perfekt – Keiner der fünf ist älter als 25 Jahre, keiner steht dem Anderen irgendwie nach. Jeder kann zu jedem Zeitpunkt die Führungsrolle übernehmen in einem vollkommen harmonierenden Team, ergreift sie auch in organisch atmendem Wechsel und emphatischem Mitwirken am Ganzen, dessen Vision strahlend hell inmitten des Raumes steht. Sie wissen, was sie können, und sie haben Freude an dem, was sie tun. Keine Sekunde lässt die Spannung nach an diesem Faschingsfreitag in Neuburg, in den unversehens neben hippem Neobop auch ein Hauch von New Orleanser Mardi Gras hineinweht.
Irvin Mayfield, Ziehsohn von Wynton Marsalis, ist ein Trompeter von selten gesehener technischer Brillanz. Allein die minutenlangen Linien, die er mit Hilfe der Zirkularatmung ohne abzusetzen in atemberaubendem Tempo aufbaut, erregen Erstaunen und Begeisterung bei den ZuhörerInnen. Die technische Perfektion ist für Mayfield jedoch nicht Mittel zum Zweck, sie steht im Dienst seiner Auseinandersetzung mit großen Emotionen: Seine Kompositionen über die großen Liebespaare der Literaturgeschichte von „David & Bathsheba“ bis zu „Othello & Desdemona“ sind unterlegt mit Reflexionen über „Illusion“, „Obsession“ und das Ende der Liebe: „The Denial“.
Mit Aaron Fletcher an Sopran- und Altsaxophon, Dick Johnson am Piano, Edwin Livingston am Bass und dem unwiderstehlichen Jaz Sawyer am Schlagzeug kann das Irvin Mayfield Quintet als Creme de la Creme unter den Newcomerbands gelten. Da kann über die Neobop-Bewegung gelästert werden wie will, an den Thesen des Marsalis-getränkten Traditionalismus gerüttelt werden wie immer notwendig: Wenn die Tradition in den Händen derart smarter Youngster zum Leben erweckt wird, bleibt unmissverständlich: Sinn der Tradition ist es nicht, die Asche zu bewahren, sondern die Flamme weiterzutragen. Da fallen Tradition und Fortschritt dann fast in Eins. Das allein ist sicher nicht der Jazz der Zukunft, aber ganz sicher eine Garantie für die Zukunft des Jazz.