Ignaz Dinné Quartet | 09.02.2008

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Nicht zuviel versprochen: Ignaz Dinné, der vor nicht allzu langer Zeit noch unter dem Signum „next generation“ firmierte, hat inzwischen tatsächlich „the next level“ erklommen, reifer, abgeklärter, geradliniger. Darauf gab der 36jährige, der bereits mehrfach mit seinem Vater, dem Posaunisten Ed Kröger an der Donau weilte, im Neuburger Birdland als Leader seines eigenen Quartetts die Probe aufs Exempel.

Dinné spielt das Altsaxophon mit einem fast distanziert wirkenden, vibratoarmen Sound, mit Ecken und Kanten. Kein rasanter Feger, sondern einer, der bewusst gestaltet, ausspielt, Sorgfalt walten lässt: Bei aller Gewandtheit meidet er die allzu geschmeidigen Läufe, überrascht je und je mit eigenwilligen Wendungen. Denen gibt er bereits im Ansatz seiner Kompositionen die Basis. Immer nachvollziehbar in Logik und Atmosphäre, zugleich immer mit überraschendem Aha-Effekt geben sie Stoff, der alle Möglichkeiten in sich birgt, und sei es die noch namenlose „C-Tune“. Nicht von ungefähr gibt’s zum Schluss mit „Ask Me Now“ als Referenz eine Komposition von Thelonious Monk, dem wohl kantigsten aller Jazzkomponisten.

Insgesamt geht es relativ ruhig zu, das höhere Tempo wird den Balladen und der Nachdenklichkeit erst voran-, dann hintangestellt. So atmet das nicht lang nach der Rückkehr aus den Vereinigten Staaten, wo Dinné mehrere Jahre verbrachte, entstandene „Back Home“ jene Zwiespältigkeit, die entsteht, wenn das Altbekannte im nachdenklichen Schlendern dem geweiteten Blick der in der Ferne gewonnenen Erfahrung begegnet. Wäre der voluminöse Ton nicht zugleich so nüchtern, könnte der Abend als elegisch oder melancholisch gelten. Die eher beobachtende Musikalität der Akteure gibt ihm jedoch genügend Distanz zum schönen Schein auf dem „twisting path“. Was wiederum nicht heißt, dass nicht alle Vier mit vollem Herzen bei der Sache wären, im Gegenteil: Hingebungsvoll tragen das filigrane Piano Pete Rendes, der von zurückhaltender Raffinesse geprägte Bass Matt Pavokas und das sensitive Schlagzeugspiel Jochen Rückerts das Ihre bei, dem Konzert in klassischer Besetzung des Jazzquartetts einen unverwechselbaren Charakter zu verleihen. Die drei Studienfreunde des Protagonisten aus seiner Zeit in den Staaten geben einen sehr kompakt klingenden Background für den Solisten, nicht zuletzt im Walzertakt „Three for Four“. Ignaz Dinnè nutzt das für coole, überlegte, gleichwohl quicklebendige Höhenflüge auf dem Weg zur wiederum nächsthöheren Ebene.