Benjamin Schäfer Trio | 22.02.2008

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Feinsinnig, klangfarbig, leise und um so eindringlicher in seiner durchdachten Ästhetik gab sich das Gastspiel des Benjamin Schaefer Trio im Neuburger Birdland Jazzclub. So wie in einem Rosengarten jede Pflanze, jede Blüte letztlich unverwechselbare Schönheit bietet, so auch die auf höchstem Jazzniveau angesiedelte Reihe Art of Piano im Birdland. Die feine Serie hat auch in der 109. Folge nichts von ihrem Reiz eingebüßt, bürgt wie eh und je für die Faszination des Jazz in seiner vielleicht dichtesten Form.

Improvisierte Musik ist ja gerade deshalb so spannend, weil sie nicht die eingefahrenen Hörgewohnheiten und -erwartungen bedient und befriedigt, sondern sich je und je von bereits Gesagtem löst und in Neues hinein bewegt. „Roots and Wings“, Wurzeln und Flügel, heißt das insofern programmatisch zu verstehende Titelstück der aktuellen CD des Benjamin Schaefer Trios: Einerseits das „Coming Home Again“ der Tradition, zugleich die Reise zu den „Distant Shores“, der Aufbruch zu entfernten Gestaden.

Der Kölner Pianist Benjamin Schaefer und seine beiden Triokameraden Robert Landfermann am Bass sowie Marcus Rieck am Schlagzeug strahlen ein hohes Maß an individueller Klasse dreier Einzelstimmen aus, überzeugen zugleich mit einem so charakteristisch geschlossenen wie abwechslungsreichen Zusammenklang als Band.

Offene Harmonien, räumlich empfundene, weite Bögen, lautmalerisch erzählte Geschichten, in Musik übersetzte Erlebnisse, melodische Lieder ohne Worte: „The City Awakens“ ist ein Beispiel für solch bewegte Vielgestaltigkeit. Aus der Ruhe des Gangs durch den noch schlafenden frühen Morgen entwickeln sich peu a peu Regung und Begegnung, wie sie auch in der „Arlington Road“ lebendig vor Augen ersteht. Mit sehr behutsam eingesetzten Mitteln und in überaus aufmerksamer Kommunikation lassen Schaefer, Rieck und Landfermann die Stücke in Herz, Hirn und Füße ihrer Zuhörer fließen, malen Bilder, wecken Träume, spielen Musik von anmutiger Vielfalt, Musik, die noch lang in der Seele nachklingt, bei aller Romantik nicht ohne ein Augenzwinkern beim „Tanz für Franz“.